Thailand schiebt Hmong-Flüchtlinge ab

LAOS Die Hmong-Minderheit kämpfte im Vietnamkrieg aufseiten der USA und ist seitdem in ihrer Heimat unerwünscht. In ihrem Zufluchtsland Thailand jetzt auch. Gestern wurden die ersten 4.371 deportiert

PETCHABUN/KHEK NOI apd/afp | Trotz internationaler Proteste haben die thailändischen Streitkräfte gestern fast 4.400 Flüchtlinge des Hmong-Volkes nach Laos abgeschoben. Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen wurden sie von einem Lager im Norden des Landes mit Militärtransportern und Bussen zur laotischen Grenze gebracht. An der Räumung waren rund 5.000 Beamte und Sicherheitskräfte beteiligt. Alles verlief nach offiziellen Angaben friedlich. Mitarbeiter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Menschenrechtler und Journalisten wurden allerdings vom Ort des Geschehens ferngehalten. Ein AFP-Fotograf berichtete, wie sich Sicherheitskräfte mit Schlagstöcken und Schutzschilden auf den Weg in das Lager machten. Die Armee werde das Gesetz durchsetzen, erklärte ein thailändischer Oberst.

Die Aktion stieß auf internationale Kritik. „Die Vereinigten Staaten fordern die thailändischen Behörden nachdrücklich auf, den Einsatz auszusetzen“, sagte Außenamtssprecher Ian Kelly in Washington. Die UNO und auch Thailand hätten die Hmong in der Vergangenheit als verfolgt eingestuft. Thailands Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva wies die Bedenken zurück. Er habe von Laos die Zusicherung erhalten, dass „die Hmong ein besseres Leben haben werden“.

Die 4.371 Flüchtlinge, unter ihnen laut Augenzeugen zahlreiche Kinder, wurden mit Bussen zur laotischen Grenze in Nong Khai gebracht. Von dort sollten sie in den Bezirk Paksane in der zentralen Provinz Bolikhamsai gebracht werden. Der Sprecher des Außenamts von Laos, Khenthong Nuanthasing, sagte, die Hmong würden mittelfristig in zwei Dörfern untergebracht, wo jede Familie ein Haus und Land bekäme. Besuche internationaler Beobachter seien jederzeit willkommen.

Die Heimat der Hmong sind die bewaldeten Bergregionen in Südchina, Laos, Thailand und Vietnam. Im Vietnamkrieg wurden laotische Hmong von den USA als Guerillakämpfer gegen Nordvietnam rekrutiert. Sie unterstützten auch die prowestliche Regierung von Laos bis zu deren Sturz im Jahr 1975 durch die Kommunisten. Seither sind mindestens 300.000 Laoten, zumeist Hmong, nach Thailand geflohen. Die Regierung in Bangkok betrachtet die Hmong als illegale Einwanderer. Sie erklärt die Abschiebung jetzt mit einem Vertrag mit Laos, der ihre Rückführung bis zum Jahresende vorsieht. Nach thailändischen Angaben hat Laos den Anführern der Hmong Amnestie zugesichert.