Skandale kosten Deutsche Bank Milliarden

VERLUSTE Rechtsstreite drücken die Bilanz von Deutschlands größtem Geldhaus ins Minus. Die Bankchefs machen dafür „betrügerische Händler“ verantwortlich und wollen ihre Belegschaft umerziehen

BERLIN dpa | Skandale, Rechtsstreitigkeiten und Konzernumbau haben der Deutschen Bank die Bilanz des vergangenen Jahres gründlich verhagelt. Der Nettogewinn schrumpfte im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 3,6 Milliarden auf 665 Millionen Euro, wie der Co-Vorstand Anshu Jain am Donnerstag in Frankfurt sagte. Im vierten Quartal machte Deutschlands größtes Geldhaus einen Verlust von 2,2 Milliarden Euro.

Allein die juristischen Auseinandersetzungen kosteten das Kreditinstitut im vergangenen Jahr 1,6 Milliarden Euro. Im Hinblick auf die Manipulationen beim Libor-Zinssatz und den Verdacht des Umsatzsteuerbetrugs beim Handel mit CO2-Emissionen sagte Jain: „Wir hatten betrügerische Händler.“

Den Spielraum für solche Machenschaften wolle die neue Konzernführung massiv einschränken. Mit Hilfe von Schulungen sollen die Mitarbeiter lernen, ihren Ehrgeiz auszuleben, dabei aber Grenzen einzuhalten. Wer sich an die Regeln nicht halten wolle, „sollte besser gehen“, sagte Co-Vorstand Jürgen Fitschen.

Trotz massiver Abschreibungen stellt sich die Bank auf weitere Belastungen durch die Rechtsstreitigkeiten ein. Bisher ist unklar, was die Libor-Affäre kosten wird und wie viel Schadenersatz die Bank an die Erben des verstorbenen Medienmanagers Leo Kirch zahlen muss.

Der Konzernumbau und die Integration der Postbank kosteten ebenfalls eine Milliardensumme. Fitschen sprach von der „umfassendsten Umgestaltung der Deutschen Bank in der jüngeren Zeit“. Bis 2015 wolle man die Kosten in der Bank um jährlich 4,5 Milliarden Euro reduzieren. Wie viele Stellen wegfallen, wollte Fitschen aber nicht sagen.

Schwerpunkt SEITE 4