Thailand schiebt Uiguren nach China ab

Flüchtlinge 90 Uiguren nach China deportiert, obwohl laut UNO die Türkei sie aufnehmen wollte

BANGKOK dpa | Unter dem Protest von Vereinigten Nationen und Menschenrechtlern hat Thailand 90 Uiguren gegen ihren Willen nach China deportiert. Die Abschiebung sei „nach Protokoll“ erfolgt, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Bangkok, also nach Identifizierung von China als Heimatland. Thailändische Behörden hatten 2014 mehr als 250 Uiguren als illegale Einwanderer identifiziert und festgenommen.

„Wir sind schockiert und betrachten dies als schamlose Verletzung internationalen Rechts“, sagte der stellvertretende UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Volker Türk. Die Uiguren hätten erklärt, sie wollten nicht nach China zurück. Die Türkei habe sich zur Aufnahme bereit erklärt. Dorthin hatte Thailand am Montag mehr als 170 Uiguren ausgeflogen.

Uiguren sind ein Turkvolk, ihre Sprache ist sehr mit dem Türkischen verwandt. Die Mehrheit der acht bis zehn Millionen Uiguren lebt in der westchinesischen Region Xinjiang. Peking betrachtet viele Uiguren als Separatisten und wirft ihnen zahlreiche Anschläge vor.

Nach Angaben der Exilgruppe „Weltkongress der Uiguren“ mit Sitz in München leisteten die Menschen beim Besteigen der Maschine Widerstand. Ihnen drohten strenge Strafen in China, womöglich die Hinrichtung. Menschenrechtler wie Human Rights Watch werfen China religiöse Verfolgung der Uiguren vor. „Bangkok hat die Uiguren wie überflüssige Bauern­opfer für den großen Bruder China behandelt“, sagte Phil Robertson von Human Rights Watch.

Die geplante Abschiebung nach China hatte sich unter Uiguren in der Türkei herumgesprochen. In der Nacht warf nach Regierungsangaben eine aufgebrachte Menge die Scheiben des thailändischen Konsulats in Istanbul ein.