Eher Kunstwerk als Fortbewegungsmittel

E-Bike Ein dänischer Ingenieur baut ein Solar-Fahrrad. Ob die fragilen Zellen dem Einsatz auf Dauer standhalten, ist allerdings ungewiss

Wohl nichts für den Routinebetrieb: Frausigs Solar-Rad Foto: Jesper Frausig

FREIBURG taz | Es ist ein Blickfang – zweifellos. Schließlich sieht man ein Fahrrad, dessen Räder an den Seiten mit Solarzellen bestückt sind, nicht alle Tage. Der dänische Ingenieur Jes­per Frausig von der Firma Gaia Solar hat es entwickelt.

Elektroräder boomen. Mittlerweile sind allein in Deutschland 2,1 Millionen E-Bikes unterwegs. Ein unmittelbar von Solarzellen betriebenes Rad gab es bislang nicht. Und so schwärmen nun manche von den „futuristisch anmutenden Kreisen“ des „schicken Rads“, von dem „rollenden Kraftwerk“, das Frausig geschaffen hat. Andere begeistern sich, dass das Velo „keine Ladestation braucht“, und freuen sich, weil sich das „überaus positiv auf die Klimabilanz“ auswirke.

Allein: Der Erfinder gibt sich mittlerweile reichlich wortkarg. Auf Anfrage bezüglich technischer und anderweitiger Details lässt Frausig lediglich wissen, er habe das Konzept zu einer Firma weitergereicht, die die Entwicklung weiterführen wolle. So äußert er sich auch nicht zur Alltagstauglichkeit des Gefährts. Offen bleibt damit zum Beispiel die Frage, ob die fragilen Zellen dem realen Einsatz auf Dauer standhalten können.

Fragwürdig sind auch die Scheibenräder, denn vor allem vorne sind die verkleideten Laufräder bei starkem Seitenwind kritisch. Zumal das Zweirad mit seinem 500-Watt-Antrieb ganz üppig motorisiert ist. Es soll bis zu 50 Kilometer pro Stunde erreichen. 25 Watt leisten die Solarzellen pro Radseite bei voller Sonneneinstrahlung.

Bis die Batterie voll ist, dauert es damit allerdings selbst bei wolkenlosem Himmel mehrere Tage. Anschließend soll das Velo mit seinem Hilfsantrieb eine Reichweite von 70 Kilometern erzielen.

Drei Jahre hat Frausig nach eigenen Angaben an dem Projekt gearbeitet, nun wurde es für den dänischen Preis „Design to Improve Life“ nominiert. Und so drängt sich der Eindruck auf, dass es dem Entwickler eher darum ging, Aufmerksamkeit für sein Metier, die Photovoltaik, zu erzielen, als eine ernsthafte alltagstaugliche Mobilitätsoption zu schaffen.

Schließlich ist es aus energetischer Sicht sinnvoller, den Akku eines Elektrofahrrads an einer fest installierten Solarstromanlage zu betanken. Denn dann nutzt man die Sonne erheblich besser, weil ein Fahrrad sich naturgemäß nicht immer in der Sonne befinden kann. Außerdem können Solarpanele auf dem Dach über mehr als 30 Jahre lang Strom erzeugen. So lange hält kaum ein Fahrrad.

Auch zum Preis des Objekts äußert sich der Entwickler auf Anfrage nicht. Aber man darf wohl davon ausgehen, dass es erheblich teurer würde als ein klassisches E-Bike in Kombination mit einer vergleichbar großen Solarstromanlage auf einem Hausdach. Allerdings: Bislang gibt es das „Solar-Bike“ ohnehin noch nicht zu kaufen. Ob und wann sich das ändern könnte, bleibt wiederum offen. Bernward Janzing