Porträt
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Soll Kapitän Filip Jicha ersetzen: Erlend Mamelund (31) Foto: dpa

Hüne mit großer Aufgabe

Das hat er aber wirklich schön aufgesagt. „Für keinen anderen Verein der Welt außer dem THW Kiel hätte ich meine Heimat verlassen“, behauptet Erlend Mamelund. Endlich hat der deutsche Handballmeister wieder etwas Schönes zu berichten. Ganz kurz nach dem Abschied von Kapitän Filip Jicha, der beim FC Barcelona künftig mehr Geld als in Kiel erhält, ist die Verpflichtung von Mamelund bekanntgegeben worden. Der Norweger ist dann wohl als Ersatz, Notnagel und Hoffnungsträger in Personalunion einzustufen. Ohne Jichas Demission wäre er niemals in Kiel gelandet.

Immerhin. Die Chancen stehen gut, dass sich Mamelund relativ schnell zurechtfindet. Der blonde Hüne, für schwere Aufgaben im Rückraum und in der Abwehr prädestiniert, kennt sich in der Bundesliga gut aus. Mehr als zwei Jahre lang hat er bei der HSG Nordhorn unter Vertrag gestanden. Auch beim Kieler Erzrivalen SG Flensburg-Handewitt hat er sich ein paar Monate lang versucht, ehe es ihn über Dänemark und Frankreich zurück in seine Heimat Norwegen zu Haslum HK verschlug. Beim 30:26-Auftaktsieg der Kieler gegen den VfL Gummersbach am Sonntag in Dortmund saß Mamelund noch unbeteiligt am Spielfeldrand. „Ein paar Wochen“, hat THW-Trainer Alfred Gislason gesagt, werde der neue Mann noch benötigen, um die Kieler Mannschaft auch wirklich verstärken zu können. Der späte Transfer kann Kiel nicht gefallen und ist mit der Erkenntnis verbunden, dass es in Europa noch zahlungskräftigere Vereine als den THW gibt.

Abwehrstark, erfahren, torgefährlich: Die Lobeshymnen, die auf Rechtshänder Mamelund vorab gesungen werden, klingen wenig überraschend. Interessant bleibt die Frage, wie charakterfest der Norweger ist. Denn im Fall von Jicha musste der erfolgsverwöhnte THW Kiel gerade miterleben, dass Vereinstreue ihre Grenzen hat. Der Tscheche hat angeführt, zu Barcelona wechseln zu müssen, weil er dort mit Hilfe eines höheren Monatsgehalts schneller seine Schulden aus Immobiliengeschäften abzahlen kann. Profis aus Skandinavien dagegen genießen im Handball den Ruf,treue Seelen zu sein.

Mamelund fällt als imposante Erscheinung mit blonder Zottelfrisur auf. Irgendwie ist er in diesen Tagen aber auch eine Art Rettungsanker. Rund um den Saisonstart der Bundesliga mehren sich die Stimmen, dass der THW Kiel es schwer haben wird, seiner Favoritenrolle gerecht zu werden. Und Mamelund wird sich damit arrangieren müssen, dass bei ihm ganz genau hingesehen wird. Guck mal, das ist doch dieser Norweger, den die erst mal für eine Saison für den Jicha geholt haben. Es gibt schönere Anmoderationen für einen richtig guten Handballprofi. oto