Flüchtlinge

Im sächsischen Heidenau randalieren Rechte. In Baden-Württemberg brennt ein geplantes Flüchtlingsheim nieder

Gezündelt?

Ermittlungen Noch ist unklar, ob das geplante Flüchtlingsheim in Baden-Württemberg vorsätzlich in Brand gesteckt wurde

KARLSRUHE taz | Die Ursachen für den Brand eines als Flüchtlingsheim vorgesehenen Gebäudes im baden-württembergischen Ort Weissach im Tal sind noch unklar. Am Montag früh um fünf Uhr war das leer stehende Gebäude in Flammen aufgegangen. Die Feuerwehr brauchte eine Stunde, um den Brand unter Kontrolle zu bekommen.

Die Ermittlungen der Polizei gestalteten sich am Tag danach schwierig. Das Gebäude ist einsturzgefährdet, aus Sicherheitsgründen wurde gleich mit dem Abriss begonnen. Den Schaden beziffert der Leiter des Ordnungsamts, Rudolf Scharer, auf 70.000 Euro. Das Haus sollte noch für bereits anerkannte Flüchtlinge renoviert werden. Am Ort war bekannt, dass das Gebäude derzeit leer stand.

Haus mit Geschichte

Auffällig ist, dass dasselbe Gebäude bereits vor zehn Jahren Ziel eines fremdenfeindlichen Anschlags war. Damals wurde ein 17-jähriger Jugendlicher aus dem fünf Kilometer entfernten Auenwald wegen schwerer Brandstiftung verurteilt.

Vor Gericht hatte der junge Mann aus seiner rechtsextremen Gesinnung keinen Hehl gemacht. Zusammen mit zwei Helfern, die damals zu Bewährungsstrafen verurteilt wurden, hatte er im Herbst 2005 zunächst ein Holzkreuz im Stil des Ku-Klux-Klan in Flammen gesetzt und später einen Molotowcocktail an die Fassade geworfen. Der Anschlag galt einer Familie aus dem Kosovo, die aber unverletzt blieb. Vor Ort wollte sich am Montag keiner auf einen neuen Anschlag festlegen. „An Spekulationen wollen wir uns nicht beteiligen“, sagte der Leiter des Ordnungsamts, Rudolf Scharer.

In Weissach selbst, einem Ort mit rund 7.000 Einwohnern nahe Backnang, sei nichts über eine rechte Szene bekannt, es gibt einzelne Schmierereien mit ausländerfeindlichen Inhalten am Schulzentrum. Die evangelische Gemeinde soll vor einiger Zeit einen Drohbrief mit rechten Inhalten bekommen haben. Das Haus sollte Platz für 20 Flüchtlinge bieten. „Wir haben aktuell die Möglichkeit, die Menschen anderswo unterzubringen“, sagt Scharer.

Mittelfristig brauche man aber neue Räumlichkeiten. Im Ort soll zudem eine Sammelunterkunft eingerichtet werden. Benno Stieber