CHAMPIONS LEAGUE
: Wo ist das Kehrblech?

Er kam mit Feudel und Kehrblech zurück

Wir saßen in einer Kneipe in Moabit. Wir wollten das Bayernspiel sehen, aber bis zum Anstoß war noch über eine Stunde Zeit. Wir waren viel zu früh da, und draußen regnete es. „Wie bist du eigentlich auf diese Kneipe gekommen?“, fragte ich Rainer. Er zeigte mit dem Finger nach oben, wo ein Beamer unter der Decke befestigt war. „Außerdem wohne ich um die Ecke.“ „Hm“, sagte ich und blickte mich um.

Vor den Toiletten hingen zwei Spielautomaten an der Wand. Ein Mann in einem karierten Hemd stand davor und fütterte sie abwechselnd mit Münzen. Im Hintergrund lief eine Partie Darts zwischen zwei Typen, die aussahen, als hätten sie schon den Nachmittag hier verbracht. Die Pfeile trafen meist nur den äußeren Rand der Dartsscheibe. Einer der beiden stieß mit dem Ellbogen sein Glas um. Es fiel auf den Boden und zersplitterte. Er betrachtete die Scherben und das Bier, das sich eben noch im Glas befunden hatte.

„Scheiße“, sagte er. „Hol ein Kehrblech“, sagte sein Freund. „Na gut.“ Er schlurfte zur Theke. Der Wirt beugte sich zu ihm über den Tresen und sagte etwas, das ich nicht verstehen konnte. Der Dartsspieler kehrte zu seinem Freund zurück. Er hatte kein Kehrblech dabei. „Wo ist das Kehrblech?“, fragte ihn sein Kollege. „Er hat gesagt, ich soll warten, bis das Bier getrocknet ist.“ „Das dauert doch ewig.“ Er zeigte auf den Boden. „So können wir nicht weiter Darts spielen.“

Er ging zum Tresen, kam mit einem Feudel und einem Kehrblech zurück und drückte beides seinem Freund in die Hand. „Du trinkst heute kein Bier mehr“, sagte er, während er ihm beim Wischen und Kehren zusah. Der Mann im karierten Hemd fütterte noch immer die beiden Spielautomaten wie hungrige Hamster. Dann nahm der Wirt eine Fernbedienung, schaltete den Beamer an und auf der weißen Wand vor uns erschien der Kaiser mit einem Mikrofon in der Hand.

DANIEL KLAUS