Es geht nicht nur abwärts

ZUKUNFTSRAT Nachhaltigkeitsbericht 2009 vorgelegt. Vier von 30 Indikatoren machen Hoffnung. Weniger, aber immer noch zu viele Schüler ohne Abschluss

Der Begriff wird synonym gebraucht mit „Nachhaltigkeit“. Er ist der zentrale Begriff der Agenda 21 von Rio de Janeiro. Er bedeutet, dass wir so leben sollen, dass auch nachfolgende Generationen gut leben können.

■ Lokal handeln gehört zu den zentralen Maximen der Agenda 21. Überall auf der Welt haben sich deshalb Zukunftsräte gegründet, die sich vor Ort für eine nachhaltige Lebensweise einsetzen.

■ In Hamburg veranstaltet der Zukunftsrat Themenkonferenzen, er nimmt Stellung zur Politik und erarbeitet Nachhaltigkeitsberichte.

Der Nachhaltigkeitsbericht des Zukunftsrates liest sich in diesem Jahr vergleichsweise positiv: Bei immerhin vier von 30 Indikatoren ist die Stadt auf dem richtigen Weg – bei 13 allerdings auf dem Holzweg.

Seit 2005 veröffentlicht der Zunkunftsrat jährlich seinen Bericht „Hamburger Entwicklungs-Indikatoren Zukunftsfähigkeit“ (Heinz). Er soll helfen einzuschätzen, ob sich Hamburg auf einem nachhaltigen Entwicklungspfad im Sinne der Agenda 21 von Rio de Janeiro 1992 befindet. Dabei sollen ökologische, ökonomische und soziale Ziele in Einklang gebracht werden. Der Rat wurde 1996 gegründet. Ihm gehören mehr als 100 Institutionen an – vom BUND bis zur Handwerkskammer.

Als nachhaltig bewertet der Zukunftsrat, dass der Wasserverbrauch kontinuierlich sinkt; dass die Zahl der Straftaten seit 2003 zurückgeht; dass immer mehr fair gehandelte Lebensmittel gekauft werden und dass sich das Gesundheitsniveau verbessert: Nur zwei von tausend HamburgerInnen sterben jünger als im Alter von 65 Jahren.

Manche Indikatoren entwickeln sich überraschend gut, etwa der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss. Seit 2001 geht er tendenziell zurück: von ehemals gut zwölf auf gut acht Prozent im vergangenen Jahr. Damit bewegt er sich auf dem Niveau vom Anfang der 90er Jahre. Nach Ansicht des Zukunftsrates ist das aber immer noch viel zu viel. „Wegen der hohen Arbeitslosigkeit bedeutet dieses Ergebnis ein hohes Potenzial für Armut und Perspektivlosigkeit sowie für soziale Konflikte“, kommentiert er.

Nach einem drastischen Anstieg von 2002 bis 2006 ist kaum mehr zusätzliche Fläche versiegelt worden. Insgesamt sei der Anteil aber zu hoch.

Schlecht ist laut Zukunftsrat nach wie vor die soziale Lage: Es gibt zu viele Arbeitslose und SozialhilfeempfängerInnen. Der Abstand zwischen den Stadtteilen ist groß: In den zehn Vierteln mit den schlechtesten Quoten gibt es 17 mal mehr SozialhilfeempfängerInnen als in den zehn mit den besten Quoten.

Die öffentliche Verschuldung wächst rasant. „Wir haben keine nachhaltige Finanzpolitik“, sagt Jochen Menzel vom Zukunftsrat. „Das wird in Zukunft ein großes Problem werden.“ In den guten Jahren hätte der Senat sich viel stärker bemühen müssen, zu sparen, findet er. Schlecht entwickelt hat sich auch der Indikator für die Legitimation des politischen Systems. Die Wahlbeteiligung ist in den letzten drei Bürgerschaftswahlen gesunken. 2008 haben weniger als 40 Prozent 18 bis 24-Jährigen gewählt – so wenige wie nie. KNÖ