Radikale Weine
von Rainer Schäfer
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Heute führt uns diese Kolumne etwas weiter weg, auf die Südhalbkugel der Erde, nach Neuseeland. Die Süd­insel ist vor allem für Sau­vi­gnon Blanc aus der Region Marl­bo­rough bekannt, die Nordinsel dagegen für ihre Rotweine. Das maritime Klima hat sich als ideal erwiesen für Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und Syrah, die ihren Ursprung in Frankreich haben: Deshalb gilt Neuseeland auch als das Bordelais der südlichen Hemisphäre. Rund 20 Kilometer nördlich von Auckland liegt Waiheke Island, 8.000 Insulaner leben dort. 1769 soll Captain James Cook dort geankert haben. Man O’War, das größte und interessanteste Weingut der Insel, erinnert an den kriegerischen Eroberer.

Im Jahr 1978 wurden die ersten Reben auf den vulkanischen Böden gepflanzt; damals war die Insel noch eine Hippie-Enklave. Es ist dort zwei Grad wärmer und deutlich trockener als auf dem Festland, auch wenn der Pazifik seinen Wasserdunst herüberschickt und salzige Spuren auf den Rebstöcken hinterlässt. Den Syrah Dread­nought hat Winemaker Duncan Mc­Ta­vish überwiegend im kleinen Eichenfass ausgebaut. Im Bouquet finden sich reife Brombeerfrucht und schwarzer Pfeffer, das Aroma schwarzer Oliven und auch rauchige Noten. Die Gerbstoffe sind rund und saftig, die Säure ist reif, der Körper kräftig und verschwenderisch gebaut, ohne plump zu wirken. Ein einnehmender Syrah, der alte und neue Weinwelt verbindet. Ein Wein für kalte Abende.

Syrah Dreadnought 2011, Man O‘ War, 34,99 Euro. Bezug: Neuseeland-weinboutique.de