Valentin wird verlegt

Silvester-Haft

Silvester hinter Gittern, das dürfte unschön genug sein für Valentin S. Nun aber wird der linke Bremer Fußballfan über auch noch verlegt – in ein anderes Bundesland. Wie der Anwalt des Untersuchungshäftlings, Horst Wesemann, am Mittwoch erfuhr, kommt S. in die Justizvollzugsanstalt in Bützow, Mecklenburg-Vorpommern – „zu seinem eigenen Schutz“, so die Bremer JVA. Zu schützen ist der 21-Jährige demnach vor der Öffentlichkeit: Vor dem Bremer Gefängnis komme es zu antifaschistischen Solidaritätsbekundungen, vor deren Außenwirkung man S. bewahren wolle.

Valentin S. wird gemeinschaftliche Körperverletzung in acht Fällen vorgeworfen, unter anderem im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen zwischen linken Ultras und rechten Hooligans nach einem Bundesligaspiel Werder Bremens gegen den Hamburger SV. Das Hauptverfahren soll im Januar beginnen.

In der Tat demonstrieren auch in Bremen Linke alljährlich am 31. Dezember zum Gefängnis, um ihre Solidarität mit den Insassen auszudrücken und gegen staatliche Repression zu protestieren. Es liegt nahe, dass die Bremer Justizbehörde mit dem inzwischen europaweit bekannt gewordenen Ultra Valentin S. ihren wohl prominentesten Insassen an diesem Datum gerne vom Hals hätte: Drei Stunden Fahrt sind es nach Bützow.

Laut dem Bremer JVA-Chef Carsten Bauer geht es bei der Verlegung durchaus darum, S. nicht zum Symbol der linken Ultraszene werden zu lassen. Auch wenn dem Betroffenen das jetzt vielleicht ganz recht sei, ja, sogar gefalle: Er sei ja noch jung – und niemand wisse, wie S. selbst in fünf Jahren darüber denken werde. Um eine spätere Resozialisierung zu ermöglichen, sei es jetzt Aufgabe der JVA, ihn davor zu schützen, zur linken Ultra-Ikone zu werden, sagte Bauer. „Wir dachten, wir parken ihn da mal eben für eine Woche in der zweiten Reihe und holen ihn dann zurück.“

Anwalt Wesemann hält die Verlegung für reine Schikane. „Die wollen ihn zermürben“, sagte er zur taz und äußerte Sorge darüber, S. nun zwischen rechtsextremen Gewalttätern zu wissen. KSCH