pressschlag
: Jede Menge Kandidaten fürs neue Trap-TV

Rapolder verfasst eine Selbstreflexion, Hitzfeld wird Weltmeister, und Klinsmann bleibt, wo er jetzt schon ist

Oktober 2005: In Kaiserslautern laufen Wetten, ob zuerst das Brett im Kreuz von Trainer Michael Henke bricht oder doch das Rückgrat von Vereinsboss René C. Jäggi. In Köln hat Uwe Rapolder mit Melancholie in den Augen und Zigarre im Mund längst mit dem Verfassen einer Selbstreflexion begonnen: „Wie bändige ich den Zuhälter in mir? – Zu viel Testosteron als Jobkiller für Bundesligatrainer.“ In Nürnberg sucht Franken-Napoleon Michael A. Roth verzweifelt die Trainerstuhlsäge („Verdammd, wo isch die denn?“), und in Stuttgart steht eine Einigung des VfB mit „RTL 2“ kurz vor bevor: Giovanni Trapattoni wechselt zum Bildungsfernsehen: „Deutsch in 2 Wochen, Meisterschaft in 2 Jahren“, so der Titel der Sendung, die der VfB laut Spiegel-Recherche mitfinanzieren will, Motto: „Hauptsache der haut endlich ab“ (Aufsichtsratchef Dieter Hundt). Erster prominenter Gast im Trap-TV: Andreas Brehme („Ich sach mal: Da kann ich noch viel lernen.“)!

Oktober 2010: Beim HSV tritt Thomas Doll nach einem 0:1 gegen Hansa Rostock weinend zurück. Bild verneint eine Kampagne, fleht aber offen: „HSV: Hol endlich Daum zurück!“ Christoph Daum, siebenmal hintereinander Meister mit Fenerbahce Istanbul und trotzdem noch immer im Amt, sagt „sport1.de“: „Ich dementiere nichts, warum auch?“ Am nächsten Tag erzählt Daum der türkischen Presse, er sei falsch übersetzt (!) worden. Lothar Matthäus, bis dahin mit Daum befreundet, mischt sich ein: „Der daumelt doch von einem Widerspruch in den nächsten.“ Matthäus, inzwischen mit der türkischen „Bop-Sängerin“ Sertab Erener verheiratet und Trainer von Galatasaray Istanbul diktiert Sport Bild: „HSV will Matthäus.“

Hitzfeld ist mit Deutschland gerade Weltmeister geworden, Magath mit Bayern zum 6. Mal Meister, und Arsène Wenger bleibt bei Arsenal. Das türkische Sportblatt Fanatik meldet: „Toppmöller oder Schäfer“ – als Nachfolger von Bora Milutinovic bei Besiktas. Jürgen Klopp will unbedingt mit Mainz den direkten Wiederaufstieg, und nach einem 0:0 gegen Braunschweig schreien in Freiburg 16 der 1.892 Zuschauer: „Finke Raus!“ Ralf Rangnick („Nie mehr“) schreibt für Die Zeit seit seiner Entlassung bei Schalke (Dezember 2005) die immer gleiche Kolumne („Stallgeruch ist Mist“). Michael Skibbe verweist auf seine großen Erfolge: „In Leverkusen bin ich zuletzt erst nach 167 Tagen rausgeflogen.“ Jürgen Klinsmann, nach dem Vorrunden-Aus bei der WM 2006 nie mehr in Deutschland gesehen, sagt dem ZDF: „Nur von Kalifornien aus.“ HSV-Manager Beiersdorfer verpflichtet den Hockey-Trainer Bernhard Peters. Bild titelt: „Beiersdorfer in die Klapse!“ Der bleibt cool und fragt: „Wen hätte ich denn sonst nehmen sollen?“ So sieht’s doch aus! TOBIAS SCHÄCHTER