Aus Liebe zum Glanz?

Vereint Kunst ohne Konsum, ohne Glanz und Luxus scheint unmöglich. Aber das muss ja nicht unbedingt schlecht sein

In seiner Kolumne im Kunstmagazin Art beschrieb der US-amerikanische Fotograf Alec Soth, wie er für einen Job in einem Haus auf den Hollywood Hills in Los Angeles übernachtet: „Die Miete für eine Nacht beträgt 3.500 Dollar. Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, beschlich mich ein tiefes Bewusstsein darüber, dass es mich nicht glücklich machen würde, an einem solchen Ort zu leben. Wenn überhaupt, schien das Gefühl, dem Glanz des Ortes gerecht werden zu müssen, deprimierend.“

Diese Geschichte führt direkt ins Zentrum des taz.lab-Kunstgesprächs. Sie macht klar: Bildende Kunst gehört in den Bereich von Luxus und gehobenem Konsum, egal, wie man es dreht und wendet. Denn nicht nur superreiche Sammler zahlen fürstliche Preise für Gemälde – auch wir als demokratische Gesellschaft frönen dem Kunstgenuss und finanzieren dafür von unseren Steuergeldern luxuriöse Museen.

Soths Geschichte führt aber auch den Verdruss vor Augen, am Luxus und an den Anforderungen des Glanzes: Anforderungen, denen man sich nicht gewachsen fühlt. Denen man sich aber auch gar nicht erst aussetzen möchte – denn man denkt, diese Auseinandersetzung bringe einen sowieso nicht weiter.

Gleichzeitig bürgen diese Anforderungen jedoch dafür, dass kulturelles Wissen, altes Handwerk und Expertise gepflegt und erhalten bleiben. Sie nobilitieren das Bewahren und die Sorge – auch um Billiges, um Marginales, das oft wichtiger Anstoß für eine neue, andere kulturgeschichtliche Betrachtung ist. Denn: Ist es nicht die kritische, politische Kunst, die uns im Konsum schult, und die die Ansprüche des Glanzes verteidigt?

Darüber wird am 2. April zu diskutieren sein – mit der Künstlerin Stephanie Senge und dem Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler Wolfgang Ullrich. Brigitte Werneburg