Sportplatz
: Eindeutig ein Sieg für Sascha Lewandowski

Fußball Der 1. FC Union Berlin gewinnt das erste Spiel nach Auflösung des Vertrags mit dem bisherigen Chefcoach gegen den FSV Frankfurt souverän mit 4:0

„Wir wünschen ihm eine schnelle Genesung. Ich glaube, dass der Sieg heute auch ein Stück weit für ihn war.“ – Mit diesen Worten erwies Benjamin Kessel, Kapitän des 1. FC Union Berlin, Sascha Lewandowski seinen Respekt. Es war Samstagnachmittag kurz vor drei, und die Köpenicker hatten im Stadion an der Alten Försterei soeben einen souveränen 4:0-Sieg gegen den FSV Frankfurt eingefahren. Die Tore für Union erzielten Damir Kreilach, zwei Mal Bobby Wood und Christopher Trimmel.

Es war das Spiel Nummer eins, seit Sascha Lewandowski nicht mehr Chefcoach der „Eisernen“ ist. Trainiert hatte er das Team schon seit knapp zwei Wochen nicht mehr. Damals hatte es nur geheißen, Lewandowski sei für drei Wochen krankgeschrieben. Doch dann kam am Freitag, nur einen Tag vor dem Frankfurt-Spiel, der Paukenschlag: Wie der Verein mitteilte, ist Lewandowski nicht mehr Trainer des 1. FC Union, der Vertrag wurde in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst, weil der 44-Jährige am akuten Erschöpfungssyndrom erkrankt sei, das bei ihm zudem funktionelle Herzbeschwerden verursachte. Die Genesung werde wesentlich länger als die zunächst veranschlagten drei Wochen dauern.

„Wir sind sehr traurig über das plötzliche und unerwartete Ende unserer Zusammenarbeit“, erklärte Lutz Munack, Unions Geschäftsführer Sport. Die Traurigkeit und der Schock bei Mitarbeitern, Spielern und Fans hatten zwei Komponenten. Zum einen war da der menschliche Aspekt. Gerade mal ein Jahr nach der Krebsdiagnose bei Mittelfeldspieler Benjamin Köhler, der inzwischen als geheilt gilt, kam nun die nächste Hiobsbotschaft. „Wenn ein Kollege wegen Krankheit seinen Job aufgeben muss, dann rückt der Fußball in den Hintergrund“, brachte es am Samstag Gästetrainer Tomas Oral auf den Punkt.

Fachlich ein Verlust

Doch auch auf fußballerischer Ebene wiegt der Verlust des ehemaligen Leverkusener Bundesliga-Trainers als Chefcoach schwer. Zwar hatte er die bei seinem Amtsantritt Anfang September geweckten Hoffnungen bislang nur zum Teil erfüllen können. Oft waren seine Anforderungen zu hoch für den noch von seinem Vorgänger Norbert Düwel zusammengestellten Kader. Doch anders als bei Düwel, der nach den ersten sechs, allesamt sieglosen, Pflichtspielen gehen musste, und nach dessen Abgang Erleichterung das vorherrschende Gefühl war, wird Lewandowski auch fachlich nachgetrauert: „Es ist sehr schade, dass er weg ist, man konnte von ihm sehr viel lernen“, sagte etwa Angreifer Bobby Wood.

Trotzdem war es, auch von Seiten der Fans, nicht gerade eine hochemotionale Verabschiedung. Der Applaus war eher von Respekt als von Begeisterung geprägt – dafür war Lewandowskis Amtszeit in Köpenick mit knapp sechs Monaten einfach zu kurz gewesen. Seine vielleicht wichtigste Tat waren die drei Winterneuverpflichtungen der Unioner: Felix Kroos, Emanuel Pogatetz und Jakob Busk wurden sofort zu Leistungsträgern und haben damit jede Abstiegsangst bei den Rot-Weißen zu beenden geholfen.

Zeit für die Trainersuche

Auch das dürfte ein Grund sein, warum nun der bisherige Co-Trainer André Hofschneider bis zum Saisonende die Verantwortung tragen darf. Die sportliche Führung bei Union will und kann sich Zeit lassen bei der Trainersuche. Wahrscheinlich ist nur, dass Hofschneider, der bereits seit 2007 Co-Trainer an der Alten Försterei ist, ins zweite Glied zurückkehren wird. „Hofi“, wie ihn die Fans nennen, verfügt weder über den notwendigen Fußballlehrerschein, noch zeigt er allzu große Ambitionen, als Cheftrainer dauerhaft im Rampenlicht zu stehen.

Nach dem 4:0-Erfolg am Samstag wehrte Hofschneider sogleich alle Komplimente ab – der Sieg sei aus Lewandowskis „Handschrift heraus entstanden“. Fakt ist, dass der frühere Bundesligaspieler sein Team in einer 4-2-3-1-Formation auf den Platz schickte, die unter Lewandowski in der Form nicht gebräuchlich war. Fakt ist auch, dass Christopher Quiring in dieser Formation den rechten Flügel beackern durfte und das mehr als ansprechend tat. Dabei war dem Köpenicker Eigengewächs von Lewandowski im Winter schon ein Vereinswechsel nahegelegt worden. Nun stand er erstmals in dieser Saison in der Startelf.

Man darf gespannt sein, was Hofschneider sich einfallen lässt, um mit Union kommenden Samstag bei Schlusslicht MSV Duisburg den ersten Auswärtssieg des Jahres 2016 zu feiern. André Anchuelo