DIE KLEINE WORTKUNDE

Die meisten guten Vorsätze werden nicht vor, sondern nach Silvester gemacht: „Nie wieder Alkohol!“ Grund ist der Kater, eines der letzten Schrecknisse unserer Hochkultur. Bei dem auch als „Katzenjammer“ oder „Hangover“ bekannten Phänomen (medizinisch „Veisalgia“), von dem auch der „Muskelkater“ abstammt, handelt es sich um eine leichte Alkoholvergiftung, die durch die entwässernde Wirkung (Dehydrierung) von Hochprozentigem verstärkt wird.

Der umgangssprachliche Kater ist ein Produkt der Jugendsprache, denn er geht auf Leipziger oder Jenaer Studenten des 19. Jahrhunderts zurück, die das Wort vom „Katarrh“ ableiteten. Die althochdeutsche Ursprungsform von Kater lautete im 9. Jahrhundert „kataro“ (männliche Katze), ist aber nicht die Wurzel des „Katarrhs“. Wie „Katze“ stammt „Kater“ möglicherweise vom griechischen „káttos“ ab, Ursprünge werden auch beim keltischen „cait“ vermutet. Da der Begriff überall in Europa in ähnlichen Formen auftritt, ist die Herkunft unklar, man spricht von einem „Wanderwort“.

Warum ausgerechnet ein anschmiegsames Tier wie die Katze und nicht etwa ein nerviger Affe hier Pate stand, ist erstaunlich, denn „Affe“ galt im 18. Jahrhundert als Synonym für „Rausch“. Möglicherweise verband man ja das Schnurren der Miezen mit dem eigenen Brummschädel. Vielleicht ist die Bezeichnung aber auch ein verzweifelter Versuch, dem unerträglichen Zustand sprachlich etwas Beruhigendes entgegenzusetzen. Eine weitere Tiermetapher begegnet uns beim Katerfrühstück: Der Rollmops. Der macht durstig, denn gegen Kater hilft nicht das sogenannte Konterbier, sondern vor allem viel Wasser. Katzen vertreibt man nämlich am besten, indem man sie nass macht.

ERIK WENK