Porträt
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Keine Eile: Marvin Willoughby, Basketball-Impresario Foto: dpa

Gelassener Aufsteiger

Von einem „Small Forward“ zu sprechen, also wörtlich: einem „kleinen Angriffsspieler“, ist bei einer Körpergröße von 2,02 Metern schon etwas kurios. Aber das sind eben die Maßstäbe im Basketball. So ein – sinngemäß – „Flügelspieler“ punktet durch Zug zum Korb oder durch Würfe aus der Mitteldistanz. Auf dieser Polition braucht es also eine sichere Ballbehandlung und einen guten Wurf.

Zu erfüllen verstand diese Anforderungen der frühere deutsche Nationalspieler Marvin Willoughby. Der 38 Jahre alte gebürtige Hamburger spielte 1998 in Würzburg nicht nur in einer Mannschaft mit dem jungen Dirk Nowitzki, mit dem er noch immer befreundet ist, er gehörte auch den Teams von Reggio Calabria (Italien) und EB Pau-Orthez (Frankreich) an und holte mit Köln gleich zwei Mal den deutschen Pokal.

Zielstrebigkeit zeichnet den Sohn eines Nigerianers und einer Deutschen aber auch nach Ende seiner Karriere als Spieler aus: Nicht weniger als eine neue Identität möchte er dem Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg geben, in dem er selbst geboren wurde und aufgewachsen ist. Das Quartier auf der Hamburger Elbinsel hatte jahrzehntelang einen schlechten Ruf, stand für prekäre „sozial schwache“ Verhältnisse und viel Kriminalität. Willoughby will beweisen, dass dort etwas Großes wachsen kann – etwas, das die Menschen begeistert: Seine Hamburg Towers haben in ihrem zweiten Jahr in der „Pro A“, der zweithöchsten Spielklasse im deutschen Basketball, einen kräftigen Schritt nach vorne gemacht .

Am Samstag nun kassierten die „Türme“ zwar ein 72:91 in Trier – nach sechs Siegen hintereinander. Der fünfte Tabellenplatz und damit eine ordentliche Ausgangsposition für die Play-offs um den Bundesligaaufstieg war ihnen aber schon zuvor gewiss. Nach oben soll es gehen – nur sei der richtige Zeitpunkt dafür sei noch nicht gegeben, sagt Willoughby, den Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) im November 2015 für sein soziales Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz auszeichnete.

Planen nur mit dem, was man hat: An dieses Prinzip hält sich Towers-Chef Willoughby: „Ich will ja gerne hoch. Wenn wir drei Millionen Euro an Sponsorengeldern generieren könnten, wäre ich der Erste, der ,Ja’ sagen würde“, sagt der Familienvater. „Aber die haben wir nicht. Wir bauen hier keine Luftschlösser.“ Der Unterschied zur Bundesliga sei immens:. „Wir sind auf dem Weg. Würden wir aber schon jetzt hochgehen, könnten wir uns in einer Saison alles kaputtmachen.“ Der Wurf soll sitzen. Aufstieg im dritten Jahr – nach dem Hineinschnuppern in der Liga und dem Vorstoß in die Spitzengruppe – ist ein realistisches Ziel. GÖR