Energieprobleme in Venezuela spitzen sich zu

Stromsparen Staatsangestellte sollen nur noch montags und dienstags zum Dienst erscheinen

Präsident Maduro bittet die UNOum Hilfe

BUENOS AIRES taz | Venezuelas Stromversorgung steht kurz vor dem Kollaps. Bereits seit Montag wird in nahezu allen Bundesstaaten täglich für vier Stunden der Strom abgeschaltet. Jetzt hat die Regierung außerdem verfügt, dass in allen öffentlichen Verwaltungen und Behörden nur noch an zwei Wochentagen gearbeitet werden soll.

Aufgrund der Energieprobleme hatten die rund drei Millionen Staatsbediensteten bereits seit März freitags frei. Da sich die Lage zugespitzt hat, sollen sie jetzt für mindestens zwei Wochen nur noch montags und dienstags arbeiten. Ihr Gehalt werden sie nach Behördenangaben weiter bekommen. Außerdem bleiben die Schulen an den kommenden beiden Freitagen geschlossen.

Grund für den Strommangel ist der niedrige Wasserstand im Stausee des Wasserkraftwerks Guri im Bundesstaat Bolívar. Guri ist mit einer Kapazität von täglich 10.000 Megawatt für rund 70 Prozent der gesamten Stromerzeugung des Landes verantwortlich. Der Pegel im Stausee ist bereits so weit gefallen, dass Guri offenbar abgeschaltet werden musste.

Mit den drastischen Einsparmaßnahmen versucht die Regierung, den Wasserstand wieder über die kritische Marke zu bringen. Allerdings wird befürchtet, dass die seit Wochen herrschende Trockenheit anhält und das Wetterphänomen El Niño auch weiterhin größere Niederschläge verhindert. „Mit den bisherigen Maßnahmen haben wir es geschafft, dass der Pegel täglich nicht mehr 22 Zentimeter, sondern nur noch 10 Zentimeter sinkt“, gab Präsident Nicolás Maduro am Dienstag die aktuelle Wasserstandsmeldung durch.

Von den täglichen Stromabschaltungen sind lediglich vier Bundesstaaten ausgenommen, darunter die Hauptstadt Caracas. Ursprünglich stand der Hauptstadtbezirk auch auf der Liste der geplanten Abschaltungen. Er wurde aber im letzten Moment gestrichen. Angesichts der allgemein sehr schlechten Versorgungslage im Land fürchtet die Regierung von Präsident Nicolás Maduro, Stromabschaltungen könnten in der Hauptstadt das Fass zum Überlaufen bringen.

Die Regierung unternimmt deshalb alles, damit gerade in Caracas die Lichter nicht ausgehen. Schon einmal musste sie angeordnete Stromsperren für die Hauptstadt zurücknehmen, nachdem danach Unruhen ausgebrochen waren. Der damalige Präsident Hugo Chávez räumte den Fehlschlag ein und ordnete den Rückzug an.

Wie dramatisch die Lage ist, beweist Maduros Ankündigung, die UNO um Hilfe zu bitten. „Wir haben bereits mit den wissenschaftlichen Einrichtungen der Vereinten Nationen Kontakt aufgenommen und um technische Hilfe gebeten“, erklärte der Präsident. Jürgen Vogt