Bürger sollen mitreden

HERBERGS-SUCHE

Der Titel kommt betont international daher: „Finding Places“ hat die Stadt Hamburg das Projekt genannt, bei dem die – deutschsprachigen – BewohnerInnen aufgefordert sind mitzumachen bei der Suche nach geeigneten Flächen für Flüchtlingsunterkünfte. WissenschaftlerInnen der Hafencity-Universität haben dafür ein Modell entwickelt: Auf einen Plexiglastisch, der mit Projektoren und Webcams ausgestattet ist, werden Karten der Hamburger Bezirke projiziert werden. Die TeilnehmerInnen der Workshops sollen Klötze auf die Karte setzen, woraufhin Informationen über die jeweilige Fläche, auf Monitoren erscheinen: Wie viel Fläche? Wurde sie schon auf ihre Tauglichkeit für eine Wohnbebauung geprüft? Welche Hindernisse stehen dem eventuell im Weg – etwa die Beschaffenheit des Bodens oder das Vorkommen seltener Tier- oder Pflanzenarten. Hält so ein Workshop am Ende ein Areal für geeignet, hat die Stadt angekündigt, dieses dann innerhalb von 14 Tagen zu prüfen.

An wen sich „Finding Places“ nicht richtet, das sind die unmittelbar Betroffenen: die Geflüchteten. So finden alle Workshops ausschließlich auf Deutsch statt. „Es geht darum, mit der Stadtgesellschaft zu diskutieren“, sagt Senatssprecher Jörg Schmoll. Die Aktion, die am kommenden Mittwoch SPD-Bürgermeister Olaf Scholz, Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne), Hochschulpräsident Walter Pelka und die Wissenschaftlerin Gesa Ziemer eröffnen, hat nur unter anderem die tatsächliche Flächen-Kür zum Ziel. „Alle sollen nachvollziehen können“, sagt Sprecher Schmoll, „wie schwierig es ist, geeignete Flächen zu finden.“

Hamburgs Senat war in den vergangenen Monaten häufig in die Kritik geraten, weil die Unterbringungssituation für neu Ankommende in der Stadt teils katastrophal war. Tausende mussten in dreckigen Baumarkthallen schlafen, in denen sie anfangs weder Betten noch Duschen vorfanden. Familien mit Kindern wurden in Zelten untergebracht und berichteten, dass sie vor Kälte nächtelang schlaflos geblieben seien. Mittlerweile hat sich die Situation etwas entspannt, aber noch immer leben mehrere Hundert Menschen in Baumärkten und Zelten. KSCH