Norwegens Staatsfondswill Volkswagen verklagen

Dieselgate Schwere Wertverluste der Aktien nach Abgasskandal. Emissionstests in der Diskussion

OSLO/BERLINrtr | Wegen millionenschwerer Aktienverluste im VW-Abgasskandal will der norwegische Staatsfonds NBIM – der weltgrößte seiner Art – den Autobauer verklagen. „Das VW-Management hätte über die Manipulationssoftware Bescheid wissen müssen“, sagte Fondsmanager Petter Johnsen der Financial Times.„Als Investor ist es unsere Verantwortung, die Anteile des Fonds an Volkswagen zu beschützen.“ Ein Sprecher des Autobauers wollte den Vorgang zunächst nicht kommentieren.

Der staatliche Pensionsfonds hält rund 1,64 Prozent stimmberechtigte Anteile an Volkswagen. Wegen der Kursverluste der VW-Aktie hat der Fonds, der seine Einnahmen aus der Öl- und Gasförderung speist und den Wohlstand für zukünftige Generationen sichern soll, Hunderte Millionen Euro verloren. Mit seinem Marktwert von rund 750 Milliarden Euro ist er der weltgrößte Fonds seiner Art.

Die Norweger hatten auch zuvor mehrmals die Aufarbeitung der Krise kritisiert. Wegen des Abgasskandals haben bereits zahlreiche institutionelle Anleger Klage gegen Volkswagen eingereicht, darunter eine Tochter der Allianz. Auch in den USA laufen mehrere Gerichtsverfahren. Dem Autobauer drohen Milliardenstrafen.

In Deutschland formiert sich indes Kritik an den gesetzlich vorgeschriebenen Abgasuntersuchungen von Autos. „Wir brauchen endlich eine Abgasmessung, die den Namen verdient“, sagte Grünen-Bundestagsfraktionsvize Oliver Krischer der Bild. Kritisiert wird, dass die Tests am Bordcomputer gemacht werden und nicht die Emissionen am Auspuff überprüft werden. Die Untersuchungen kosten nach Berechnungen der Grünen die Besitzer pro Jahr 666 Millionen Euro. „Das ist Abzocke“, sagte Krischer.

Erst vor wenigen Tagen hatte sich der Prüfkonzern Dekra für eine umfangreiche Reform der Autoabgasprüfungen ausgesprochen. „Das Prüfwesen ist nicht mehr zeitgemäß“, sagte Dekra-Chef Stefan Kölbl. Neben neuen Zulassungstests für Autos im Labor und auf der Straße, wie sie demnächst geplant sind, brauche es auch eine wirksame Marktkontrolle.