LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

RAF und NSU

betr.: „Mal wieder Erinnerungslücken“, Höflich, besonnen und schwerbewaffnet“, taz vom 8. 6. 16

Zum wiederholten Mal finden sich auf derselben Seite Nachrichten über RAF und NSU und da kommt mir eine Idee:

Im NSU-Prozess tauchen plötzlich Beweisstücke in der Asservatenkammer auf, der V-Mann hat den tödlichen Schuss nicht bemerkt, obwohl er am Tatort war. Ich sehe Berichte über den ausgebrannten Wohnwagen – abgeschleppt, kein Ruß in den Lungen der Toten, Waffen und Munition, die von der Feuerwehr nicht bemerkt worden waren. Mir wird schwindlig, noch bevor ich an die geschredderten Akten, die verstorbenen Zeugen und die V-Leute denke.

Und dann die Fahndung nach Mitgliedern der ehemaligen RAF: Jahrzehntelang werden Fingerabdrücke gespeichert und heute als Beweis verwertet, einzelne Haare können mittlerweile analysiert werden und Aufschluss über Tatbeteiligung vor Jahrzehnten geben.

Wenn diese Fahnder gegen die Gefahr von rechts ermitteln würden! Das wär’s! Denen würde keine CD, keine SIM-Karte und kein Fingerabdruck auf einer Waffe durch die Lappen gehen! Die hätten den Wohnwagen mit einer Hundertschaft gesichert, gescannt und analysiert. Vielleicht hätten sie sogar die geschredderten Akten wieder zusammengesetzt. Wer weiß.

MARIANNE LINK, Heidelberg

Trikotgeruch

betr.: „Erstarrt im Zeitkokon“, „Einen Pastis mit dem Honig­kuchenpferd“, taz vom 9. 6. 16

Herzlichen Glückwunsch! Eine wunderbare Leibesübungen-Seite. Jean-Philippe Toussaint erklärt mir mit den Worten von Peter Unfried, warum ich großen Fußballspielen (EM!) so entgegenfiebere, obwohl mir das Ergebnis total egal ist (= kindliche Todesunkenntnis oder so ähnlich). Und Harriet Wolff beschreibt im Artikel darunter das, was mich drumrum eigentlich interessiert: die Menschen auf dieser Welt und was sie auch im kleinsten Alltag bewegt (zum Beispiel Neuers Trikotgeruch). Chapeau.

STEFAN PETERS, Essen

Löwen aufs Spielfeld

betr.: „Sich einen runterholen“, taz vom 13. 6. 16

In der „Neuzeit“ heißen viele Fußballstadien Arena. Da könnte man sich doch mal der alten Römer besinnen und vor dem Spiel die unterschiedlichen Hooligan-Gruppierungen beim ,,Rumble on the Green“ aufeinander loslassen. Zum Schluss könnte man dann, nach alter Sitte, ein paar Löwen auf das Spielfeld lassen.

FERN MEHRING, Dortmund

Woher kommt die Energie?

betr.: „Lastwagen mit langer Leitung“, taz vom 8. 6. 16

In dem Bericht von Reinhardt Wolff fehlt mir der Gedanke: Wenn auch keine Auspuffgase die Luft vernebeln, woher kommt dann die Energie, die den Lkw antreibt? Ach ja, aus der Steckdose! Und in Schweden, dem Land der Ferne und Weite, der Elche und der Natur, steht auch nur ein gaaaanz wiiinnnzig kleiner Reaktor und produziert nur gaaaanz winzige Atömchen, die machen auch keine schlechte Luft – und darauf kommt es doch letztendlich an, oder? Oder etwa nicht? UNDINE BALDERMANN, Aurich

Bundespräsident recyceln …

betr.: „Mit dem Sonderzug zum Staatsbesuch“, taz vom 10. 6. 16

Endlich lese ich vom Recyceln von Christian Wulff. Das war gleich meine erste Reaktion auf die Nachricht von der nun anstehenden Neuwahl. So würde uns der Neue nichts mehr kosten. Das Bundespräsidentengehalt könnte dann auf die vielen Tafeln verteilt werden und brächte echten Mehrwert. Aber: Unterschreiben lassen, dass er dann nicht neues Gehalt plus den Ehrensold beansprucht. JÜRGEN MEINE, Bremen

…oder Upcyceln

betr.: „Mit dem Sonderzug zum Staatsbesuch“, taz vom 10. 6. 16

Bernhard Pötter sucht ja immer noch den nächsten Bundespräsidenten – andere auch, wie mir bekannt geworden ist.

Deswegen lieber Herr Pötter, ich mache den Job, denn ich kann Öko buchstabieren, weil:

a) Nachhaltigkeit habe ich bereits 2004 entgegen dem Mainstream der Wirtschaftswissenschaften in meiner Dissertation als einen „Lernprozess“ bezeichnet und das wissenschaftlich nachgewiesen.

Nach all den Jahren, in denen ich mich als „Nachhaltigkeitsaktivistin“ bezeichne und arbeite, ist es eine feine Sache, wenn die eigenen Ideen langsam in das allgemeine Denken einsickern!;

b) ich bin eine Frau,

c) ich bin aktuell 47 alt – (also ein 68er Jahrgang),

d) meine Kinder sind jetzt mit 18, 9 und 5 alt genug, dass ich wieder Vollzeit arbeiten könnte, ohne sie zu vernachlässigen;

e) über Nachhaltigkeitsthemen und andere wichtige staatliche Aspekte reden kann ich auch, wie in verschiedenen Berufungsvorträgen bewiesen;

f) und wow, das wäre doch was: Ich steige direkt von ALG II in eine Erwerbstätigkeit ein (das wird doch allgemein gewünscht?). Außerdem wäre das reinstes Upcycling!

So lieber Herr Pötter, nun denken sie mal darüber nach, wie man mich für den Posten in Stellung bringen könnte.

NATALIE WENDISCH, Sinzig