LeserInnenbriefe
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Verzerrte Wahrnehmung

betr.: „Trump gibt uns Fakten und Wahrheit“, taz vom 19. 7. 16

Gehört Wahrnehmungsverzerrung eigentlich zu den Grundvoraussetzungen für Neokonservatismus? Egal ob AfD, Pro-Brexiter oder Trump-Fans: Alle schreien sie „Unser Land zuerst“ und scheinen darüber völlig zu vergessen, dass „ihre“ Länder trotz aller unleugbaren sozialen Ungleichheiten in toto immer noch klar auf der Habenseite stehen – als Nutznießer, Profiteure, sogar Anschieber kapitalistischer Ausbeutung der ökonomisch Schwächeren. (Über den sozialen Status von Mrs. Hardaway und Mrs. Richardson ist mir nichts bekannt, aber man kann wohl davon ausgehen, dass sie materiell abgesichert genug sein dürften, um Zeit für ihre Pro-Trump-Kampagne übrig zu haben.)

Blendet man das zugunsten der Hasstiraden gegen „illegale“ Einwanderung einfach aus, oder fantasiert man sich Bedrohungsszenarien eher zur Rechtfertigung der eigenen Empathielosigkeit zusammen?

Für Letzteres spricht wohl eher, dass abseits von sportlichen Massenereignissen auch landesintern meist nicht allzu viel von Zusammenhalt, Solidarität etc. zu spüren ist, aber offenbar teilen viele die Vorstellung, dass individueller Egoismus als „besorgtes Bürgertum“ getarnt weniger unsympathisch rüberkommt.

Sorry Leute, funktioniert nicht. FRANK PÖRSCHKE, Hattingen

Wenig Grünes dran

betr.: „Sieg der Langsamkeit. Ein Solarflugzeug als wunderbares Symbol einer neuen Ära“, taz vom 27. 7. 16

Ja, der Solarflieger hat es geschafft: In vielen Einzeletappen einmal um die Welt.

Und was ist daran nun so besonders, dass Herr Piccard von einer „sauberen Zukunft“ schwärmt?

Die Solarzellen des Fliegers haben eine schlechte Umweltbilanz, die Kunststoff- und besonders die Carbonkomponenten sind quasi unentsorgbarer Sondermüll, gleiches gilt für die Elektronik mit Ausnahme der Motoren. Da ist wenig Grünes dran. Allerdings: Medial, technisch und fliegerisch sicher eine Meisterleistung. WOLFGANG SIEDLER, Langenhagen

Terrorvorbeugung

betr.: „Morgens in Deutschland“, taz vom 26. 7. 16

Der Anschlag von Ansbach hätte vermieden werden können, hätten die Ausländerbehörden den Asylantrag des Täters genehmigt. Und der Flüchtling aus Würzburg wäre stabiler und weniger IS-Propaganda-anfällig gewesen, hätte seine Familie nachreisen dürfen; das gilt auch für zahlreiche andere hier allein lebende junge Flüchtlinge.

Die Terrorhelfer sind also die Ausländerbehörden und die rassistischen Hetzer, ob mit oder ohne Regierungsverantwortung.

ERNST SOLDAN, Norderstedt

Hoffnung machend

betr.: „Lebende Zeitbomben“, Schlagloch von Georg Seesslen, taz vom 27. 7. 16

Selten eine so klare – wenn auch ratlose – Analyse des Phänomens Amok und Terror gelesen: „Alles, was unterdrückt werden musste, Freiheit, Kommunikation, Lust, Körperlichkeit, Tanz und Austausch, wird mit einer Explosion oder einer Anzahl von Schüssen ausgestoßen, erfüllt und ein für allemal beendet.“

Vielen Dank, lieber Georg Seeßlen, für diesen Hoffnung machenden „Versuch, aus Angst, Hass und Ohnmacht zum aufklärerischen Denken zurückzukehren“.

VOLKER SCHEUNERT, Hamburg

Das funktioniert so nicht

betr.: „Das Ziel: Trump verhindern“, taz vom 27. 7. 16

Mir ist das amerikanische Wahlsystem zur Wahl eines/einer US Präsidenten(-tin ) nicht sehr geläufig. In Ihrem Artikel vom Mittwoch heißt es unter anderem: „Das Ziel: Trump verhindern.“

Mir als Wähler wäre das insgesamt zu wenig.

Ich gehe nicht zur Wahl, um jemanden zu verhindern, sondern wähle eine bestimmte Partei beziehungsweise eine Person, die für ein bestimmtes progressives alternatives Programm steht, zum Beispiel für soziale Gerechtigkeit und den Umbau der Energieversorgung aus 100 Prozent erneuerbaren Energien .

Bis jetzt habe ich derartiges nicht von Hillary Clinton vernommen. Ich weiß nicht einmal, ob sie bereits ein Regierungsprogramm aufgestellt hat, das in den ersten 100 Tagen angepackt werden soll.

Ich weiß nicht, wie Clinton nur mit ihrer Person punkten will. Das wird so nicht funktionieren. MARTIN BRÖMER, Iserlohn

Biedermann und Brandstifter

betr.: „Die Opposition geht jetzt wieder auf die Straße“,taz vom 25. 7. 16

EU und Recep Tayyip Erdoğan, das erinnert an Biedermann und die Brandstifter.

Wann wird er nun verkünden, dass die Erde eine Scheibe ist? Dann kann er Millionen entlassen und verhaften.

FRIEDRICH BREHM, Frankfurt am Main