Einfallsloses Recycling

OLL RTL zeigt „12 Monkeys“, die Serie zum Kinofilm. Der Branche gehen die Ideen aus

Retter der Menschheit: Cole (A. Stanford) und Railly (A. Schull) Foto: RTL Nitro

von Jens Mayer

Der Verbrecher James Cole wird von Wissenschaftlern aus einer apokalyptischen Zukunft zurück in unsere Gegenwart geschickt, um zu verhindern, dass ein Virus, der den Tod von über 90 Prozent der Weltbevölkerung ausgelöst haben soll, freigesetzt wird. Zusammen mit der Ärztin Dr. Railly begibt er sich auf die Spuren einer geheimen Gruppe, die sich die „Armee der 12 Monkeys“ nennt, und anscheinend für die Katastrophe verantwortlich ist. Sein Auftrag: den Drahtzieher eliminieren und so die Menschheit retten. Doch je mehr er sich in den Zeitebenen verwickelt, desto unklarer scheint sein Auftrag.

Die Inhaltsbeschreibung der TV-Serie „12 Monkeys“ dürfte vielen Kinofans bekannt vorkommen: 1996 sahen über zwei Millionen Zuschauer in Deutschland den gleichnamigen Science-Fiction-Film von Terry Gilliam, mit Bruce Willis, Brad Pitt und Madeleine Stowe in den Hauptrollen. Die von Terry Matalas und Travis Fickett entworfene Serie soll nun kein Remake der Filmstory sein, sie will die Ursprungsidee weiterspinnen, wandelt Charaktere und Storylines mehr oder weniger deutlich ab und treibt die Idee der Zeitreise auf die Spitze. Mit der düsteren Dichte und dem visuellen Einfallsreichtum von Gilliams Film kann sie trotzdem nicht ansatzweise mithalten.

Die Wiederbelebung des Kinohits folgt einem Muster, das seit geraumer Zeit zum Trend geworden ist: Erfolgreiche Kinofilme kehren als Serienformat zurück – „Sleepy Hollow“, „Scream“, „From Dusk Till Dawn“, „Hannibal“, „Bates Motel“ oder „Fargo“. Dass Spielfilme als TV-Serie adaptiert werden, ist nicht neu, dennoch ist die aktuelle Schlagzahl bezeichnend für den Boom. Serien galten vor Jahren vor allem deshalb als spannend, weil sie originelle Ansätze, originäre Stoffe und Charakterrollen boten, während das Kino weltweit von Blockbustern dominiert wurde, die oft bekannte Comic- und Filmstoffe wieder aufwärmen.

Doch seit es sich bei TV-Sendern herumgesprochen hat, dass Serieneigenproduktionen zur Markenbildung führen, und neue Player wie Netflix und Amazon weltweit mit riesigen Budgets in das Geschäft eingestiegen sind, ist der Serienboom zur Flut und das Versprechen der Originalität im neuen „Goldenen Zeitalter des Fernsehens“ zu einem großen Teil hinfällig geworden. Denn Aufmerksamkeit erregt man auch hier viel einfacher mit bekannten Storys als mit mühsam neu entwickelten Stoffen. Derzeit werden beispielsweise Serienadaptionen von Box-Office-Hits wie „Training Day“, „Eiskalte Engel“, „Der Exorzist“ oder „Minority Report“ produziert.

Zudem tendieren die Schauwerte serieller Produktionen wie des Fantasy-Epos „Game Of Thrones“ immer mehr in Richtung Kinospektakel. Der Erfolg gibt ihnen recht. So sehr, dass die Produzenten und Sender ins Schlingern geraten, wenn sich die Staffeln nach fünf bis sieben Jahren dem Ende entgegenneigen. Deswegen produzieren sie Ableger der Marke, sogenannte Spin-offs, wie zum Beispiel „Better Call Saul“, den Schössling von „Breaking Bad“. Die Fernsehbranche recycelt sich mittlerweile zudem kräftig selbst: „Akte X“, „24“, „Prison Break“ oder „Gilmore Girls“ – kein alter Serienhit ist mehr vor einer Fortsetzung sicher.

Hierzulande schlägt das Recycling alter Stoffe für Serien zwar noch nicht ganz so heftig durch wie in den USA. Doch es deutet sich an, dass der Trend dankbar aufgenommen wird. Sky Deutschland produziert derzeit in Zusammenarbeit mit der ARD die Tom-Tykwer-Serie „Babylon Berlin“, die auf den Buchbestsellern von Volker Kutscher basiert. Darüber hinaus hat Sky bereits eine weitere Eigenproduktion angekündigt: Für 25 Millionen Euro will der Bezahlsender Wolfgang Petersens internationalen Kinoerfolg „Das Boot“ von 1981 mit acht einstündigen Episoden fortsetzen.

RTL Nitro zeigt ab 3. August immer mittwochs um 22.50 Uhr jeweils drei Folgen „12 Monkeys“