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Zeitung Der „Guardian“ schreibt Verluste in Millionenhöhe

Die Guardian Media Group, die unter anderem den Guardian und Observer herausgibt sowie Bücher verlegt, meldete am Mittwoch 69 Millionen Pfund Verlust im vergangenen Steuerjahr, das Anfang April abgelaufen ist. Der Gesamtverlust beträgt sogar 173 Millionen Pfund, weil man überfällige Abschreibungen auf Beteiligungen an anderen Medien wie Auto Trader vorgenommen hat.

Grund für den operativen Verlust sind zum einen die geschrumpfte Auflage, die sich in den vergangenen zehn Jahren auf 175.000 mehr als halbiert hat, sowie die damit verbundenen weggebrochenen Werbeeinnahmen. Die Zahl der Onlineleser hat sich zwar binnen fünf Jahren verdreifacht, aber die Werbeeinnahmen sind wegen der verschärften Konkurrenz von Facebook und Google nicht entsprechend gestiegen.

Darüber hinaus lastet man dem ehemaligen Chefredakteur Alan Rusbridger an, dass er seinen Expansionsdrang mit kostenlosen Onlineausgaben in den USA und in Australien befriedigt und große Summen verschleudert habe. Rusbridger ist im Mai 2015 zurückgetreten und sollte im kommenden September eigentlich Chef des Scott Trust werden, der Stiftung, der die Guardian Media Group gehört. Aufgrund der finanziellen Krise verzichtete er vor zwei Monaten auf den Vorsitz. Wenn die Verluste nicht eingedämmt werden, ist das Vermögen der Stiftung in weniger als zehn Jahren aufgebraucht.

Die Stiftung ist nach C. P. Scott benannt, der 1872 Chefredakteur und schließlich Eigentümer des Guardian war. 57 Jahre lang leitete er die Zeitung, nach seinem Tod gründete sein Sohn die Stiftung, um die Unabhängigkeit des Blattes zu garantieren. Damit das so bleibt, muss man sparen: Geplant war, 250 Stellen zu streichen, doch bisher haben sich schon 270 Mitarbeiter freiwillig abfinden lassen, und 60 freie Stellen werden nicht besetzt.

Ralf Sotscheck Dublin