KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

Meike Jansen

Das ging nun tatsächlich schnell … Erst im August wurde eine Förderung für Projekträume eingefordert, da wusste der Staatssekretär für Kultur André Schmitz noch nicht einmal, was ein Projektraum überhaupt ist. Letzte Woche gab der Senat nun die Namen der PreisträgerInnen bekannt. Hurra! Denn prinzipiell ist es eine gute Idee, Menschen, die jenseits des Kaufreflexes produzieren, zu unterstützen. Immerhin geht es um schlappe 210.000 Euro. Bei einer Kostensteigerung von knapp 46 Millionen (geschätzter Gesamtumfang: 288 Millionen Euro) für die Sanierung der Staatsoper ein nahezu jämmerliches Sümmchen, zu Ende gedacht gar eine Unverschämtheit! Aber kritisieren ist nicht angesagt, ist doch toll, dass es überhaupt etwas gibt. Und so schnell und so unbürokratisch. Immerhin muss nicht nachgewiesen werden, was mit dem Preisgeld von 30.000 Euro pro SiegerIn passiert. Das wäre ja nur Arbeit. Das Geld muss aber noch in diesem Jahr vom Konto des Senats verschwinden. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Die Ausschreibung lässt allerdings mannigfaltigen Interpretationsraum. „Einfach schnelles Geld für arme Würste“, wäre demnach schon eine zu detaillierte Formulierung, dabei wäre sie angebracht. Denn die GewinnerInnen sind: Art Laboratory Berlin e. V., berlinpool e. V., General Public, West Germany, das Organ Kritischer Kunst, Savvy Contemporary e. V. und (oh Wunder) der Schinkel-Pavillon, denn auch Gutsituierte, die einen Spielplatz für etablierte KünstlerInnen haben möchten, wurden ausgezeichnet. Aber da sich Rahmenhändler und Gastronom Stefan Landwehr angeblich aus dem Schinkel-Pavillon e. V. zurückgezogen hat und zwei Damen nun die Geschäfte leiten, ist ja alles ganz anders. Auch das Programm? Also geht es doch um Vorschusslorbeeren? Die Jury hat entschieden. Ich verstehe es nicht. Die Jury war: wieder einmal der Leiter des Kunstraum Kreuzberg, Stéphane Bauer, die taz-Kollegin Katrin Bettina Müller und die Künstlerin und Kuratorin Tatjana Fell. Die Wand bereits am Rückgrat schubbernd, komme ich allerdings nicht daran vorbei, meine Bedenken zu äußern, eine Dreipersonenjury erscheint mir zu klein. Fünf Personen, wie es auch in anderen Jurys des Kultursenats üblich ist, hätte mich vertrauensvoller gestimmt. So treten gewisse Interessen und nicht Kenntnisstände allzu sehr ins Gewicht. Interessant ist im Übrigen die Abstimmung der Projekträume selbst. JedeR der 93 AntragstellerInnen, von nicht verkaufenden Galerien bis zum Kunstradio, konnten je sieben Stimmen auf alle AntragstellerInnen verteilen – eine Empfehlung an die Jury. Drei der ersten sieben Empfehlungen wurden berücksichtigt: General Public, West Germany und Art Laboratory.