„Preußische Treuhand“ vor dem Aus

Eigentlich wollte die umstrittene Organisation am morgigen Donnerstag verkünden, wie sie angebliche Eigentumsansprüche von deutschen Vertriebenen in Polen einklagen will. Doch in letzter Minute sprang der Anwalt ab, und Ersatz ist nicht in Sicht

VON OLIVER HINZ

Zwei Tage vor dem geplanten großen Auftritt kam das vorläufige Aus. Auf der Bühne der Bundespressekonferenz in Berlin wollte die „Preußische Treuhand“ am morgigen Donnerstag erklären, wie sie versuchen wird, von Polen die Rückgabe von Häusern und Grundstücken an deutsche Vertriebene durchzusetzen. Doch dann überlegte es sich Anwalt Matthias Druba überraschend anders und weigerte sich, mit der Vertriebenenfirma weiter zusammenzuarbeiten. „Wir werden das nicht machen“, sagte er gestern der taz. Die Pressekonferenz ist geplatzt.

Fassungslos reagierte der Chef der „Preußischen Treuhand“, Rudi Pawelka, auf den Flop. „Das kann ich nicht glauben“, entgegnete er, als er von der taz vom Ausstieg des Anwalts der Berliner Kanzlei Schwarz Kelwing erfuhr. Er sei sich mit Druba „total einig“ gewesen. Auf der Treuhand-Website (www.preussischetreuhand.de.vu) hieß es gestern folglich noch: „Die beauftragte Anwaltskanzlei setzt ihre Tätigkeit vertragsgemäß fort.“ Die Pressekonferenz werde nur verschoben. Druba dazu: „Ich glaube nicht, dass das da noch lange stehen wird.“

Bereits Ende 2004 hatte Pawelka, der auch Bundesvorsitzender der Schlesischen Landsmannschaft und CDU-Ratsherr in Leverkusen ist, kein Glück bei seiner Suche nach einem namhaften Juristen. Damals hatte er zunächst erfolgreich mit dem Berliner Anwalt Michael Witti verhandelt, der als Vertreter von NS-Zwangsarbeitern bekannt wurde. Witti habe sogar bereits einen Termin für die Bundespressekonferenz im Januar 2005 angefragt gehabt. Doch dann machte auch er einen Rückzieher. Gegenüber der taz begründete er dies jetzt mit „Harmonieproblemen“ angesichts seiner übrigen Mandanten. Trotzdem sieht er durchaus die Möglichkeit, Vertriebenen nach 60 Jahren ihr früheres Eigentum zu verschaffen: „Ich halte das nicht für abwegig.“

Sein Kollege Druba, der unter anderem für die Erben der jüdischen Kaufmannsfamilie Wertheim arbeitete, gibt offen „übergeordnete Gründe“ für seinen kurzfristigen Ausstieg an. „Die ‚Preußische Treuhand‘ löst enorme Emotionen aus. Das muss man berücksichtigen.“ Klagen seien „nicht der richtige Ansatz“. Was diese auslösten, sei jenseits dessen, „was man als Jurist vertreten kann“, sagte er mit Blick auf die scharfen polnischen Reaktionen. Juristische Schritte dienten deshalb auch den Alteigentümern nicht. Seine Kanzlei hätte darauf schon früher kommen können, räumt Druba ein und versichert: „Es gibt keinen politischen Druck auf mich.“

Die Lage für die Treuhand, deren Aktivitäten alle Bundestagsparteien klar ablehnen, sieht nun auch Geschäftsführer Gerwald Stanko ungünstig. Der Dortmunder Anwalt sagte der taz, fast 1.000 Leute hätten Treuhand-Aktien für jeweils 50 Euro erworben. „Wie stehen wir jetzt intern da? Wie können wir das unseren Aktionären erklären?“