Berlin hat gewählt

Als Sozialsenator und Verantwortlicher für die unmenschlichen Zustände vor dem Lageso hatte sich Mario Czaja(CDU) nicht mit Ruhm bekleckert. In seinem Wahlkreis ist er mit 47,2 Prozent Erststimmen dennoch so was wie ein Held. Das ist das beste Einzelergebnis überhaupt.

Grüne Kiezkönigin wurde Katrin Schmidberger, die den Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg 1 mit 44,1 Prozent gewann. Besser war kein grüner Direktkandidat.

Eine Spitzenposition nimmt auch SPD-Fraktionschef Raed Saleh ein, der Spandau 2 mit 37,1 Prozent holte. Bei den Linken gebührt der Titel bester Direktkandidat Sebastian Schlüsselburg, der Lichtenberg 4 mit 32,8 Prozent holte.

Gunnar Lindemann gewann für die AfD Marzahn-Hellersdorf 1 mit 30,6 Prozent. Die Rechtspopulisten holten aus dem Stand vier weitere Direktmandate am Stadtrand.

Zu einem richtigen Fotofinish kam es in Mitte: Im Wahlkreis 3 gewann SPD-Kandidat Thomas Isenberg (SPD) das Direktmandat mit 5.236 Stimmen, sein Kontrahent Tilo Siewer (Grüne) erhielt lediglich 6 – in Buchstaben: sechs – Stimmen weniger.

Das Promiduell in Pankow zwischen Ex-Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) und Noch-Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) entschied Wolf mit 25,2 Prozent der Erststimmen mit einem Prozentpunkt Vorsprung für sich.

Scheeres wird dem nächsten Parlament damit genauso wenig angehören wie Noch-Justizsenator Thomas Heilmann (CDU), der im zweiten Promiduell seinen Wahlkreis Steglitz-Zehlendorf 2 gegen Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen mit 24,0 zu 26,8 Prozent verlor. Scheeres könnte trotzdem ihr Amt als Bildungssenatorin fortführen, wenn der Regierende Bürgermeister das möchte: Für ein Senatorinnenamt ist kein Parlamentssitz notwendig.

Das Ergebnis zweier weiterer Duelle ist erwähnenswert: Jan Stöß, bis April noch SPD-Landesvorsitzender, verlor den Wettstreit mit Carola Bluhm (Linke) im Wahlkreis Mitte 2 und wird dem Parlament nicht mehr angehören.

Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop deklassierte im Wahlkreis Mitte 1 CDU-Chef und Innensenator Frank Henkel, der mit 16,4 Prozent nur den dritten Platz belegte. Pop gewann mit 29,9 Prozent. Bert Schulz