heute in Bremen
: „Zertifiziert reicht nicht“

Kaffee Im Rahmen der „Fairen Woche“ geht es um Grenzen und Möglichkeiten des Fairen Handels

Ana Maria Becker

Foto: Privat

41, Promotorin für Fairen Handel beim Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (BIZ).

taz: Frau Becker, prädestiniert Bremens Kolonialgeschichte die Stadt für Fairen Handel?

Ana Maria Becker: Bremen war Pionier im Kaffee-Handel. Durch fairen Handel gibt es nun Alternativen zum konventionellen Handel ohne Ausbeutung.

Im letzten Jahr war das Thema der Fairen Woche die mangelnde Transparenz von Lieferketten. Hat sich seitdem etwas geändert?

Ja, es gab eine Kampagne. Frau Merkel hat 20.000 Briefe mit Unterschriften für den Nationalen Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte bekommen. Darüber wird im Herbst entschieden. Wenn der Nationale Aktionsplan verabschiedet würde, gäbe es Gesetze, die Unternehmen haftbar machen, wenn sie Menschenrechte verletzen.

Dem Fair-Trade-Siegel wird Intransparenz vorgeworfen, da Mischprodukte nur teilweise aus zertifizierten Zutaten bestehen. Wie glaubwürdig ist das Siegel noch?

In dieser Woche gab es eine Studie vom Forum Fairer Handel, die 2.000 Verbraucher befragt hat. 86 Prozent gaben an, dass sie Vertrauen in fairen Handel haben. Es gibt verschiedene Organisationen, auf die man sich zu 100 Prozent verlassen kann. Bei der GEPA ist zum Beispiel die gesamte Lieferkette zertifiziert. Beim Fair-Trade-Siegel sind aber nur die Produkte zertifiziert, bei Schokolade im Supermarkt oft nur 50 bis 60 Prozent. Für die Verbraucher ist es nicht so einfach, da durchzublicken.

27 unterschiedliche Siegel verwirren die Verbraucher. Wem kann ich vertrauen?

Verschiedene traditionelle Organisationen wie die GEPA sind seit mehr als 40 Jahren vor Ort und kennen die Produzenten. Man kann beim Weltladen-Dachverband recherchieren, die zeigen die anerkannten Lieferanten. In Bremen kann man mit gutem Gewissen im Weltladen kaufen.

Es gibt auch Firmen wie den Bremer Kaffeehändler Utamtsi, der lieber direkt vermarktet. Was bedeutet das?

Utamtsi ist eine Organisation, die kein Fair-Trade-Siegel hat. Sie handeln aber fair und haben direkten Kontakt mit den Produzenten.

Interview: E. Nöfer

„Direct Fairtrade“ mit Probier- und Kochaktion: Worphauser Landstraße 55, Lilienthal