Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Bildung Die Evaluation der Schulreform von 2008 hat begonnen. Die ExpertInnen zeigen sich vorsichtig optimistisch: Die Leistung der SchülerInnen hätte durch die Änderungen nicht gelitten

„Das bleibt dann wieder der Politik überlassen“

Kristina Vogt, Die Linke

Am Dienstag hat ein ExpertInnengremium mit der Evaluation der Bremer Schulreform von 2008 begonnen. Die Bürgerschaft beauftragte dafür ein Team aus WissenschaftlerInnen. Leiter der Gruppe ist Kai Maaz, Direktor des Deutschen Institut für internationale pädagogische Forschung (DIPF).

Das Zwei-Säulen-Modell aus Oberschule und Gymnasium ist im Schulentwicklungsplan festgehalten. SPD, Grüne und CDU entwickelten diesen vor acht Jahren, um Planungssicherheit zu schaffen. Staatsrat Frank Pietrzok sagte dazu: „Die Schulen haben unter dem politischen Hin und Her gelitten.“

Der Haken: Der Entwicklungsplan ist auf zehn Jahre begrenzt und läuft bald aus. Dies nahm die Bürgerschaft zum Anlass, die Schulreform zu evaluieren. Unterstützung erhält Maaz unter anderem von Petra Stanat vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) und Marcus Hasselhorn, ebenfalls vom DIPF.

„Die konsequente Umsetzung der Reform in Bremen interessiert mich besonders“, sagte Maaz über seine Aufgabe. „Interessant ist auch, dass in Bremen anders als in Baden-Württemberg keine Transformationskosten vorliegen“, so Hasselhorn. Die Einführung der Gemeinschaftsschule 2011 wirkt sich dort offenbar negativ aus: Die SchülerInnen aus Baden-Württemberg haben laut IQB-Bildungsbericht schlechter abgeschnitten als noch im Jahr 2009. Die Bremer SchülerInnen stagnierten zwar im Fach Deutsch, steigerten sich allerdings in Englisch.

Die ExpertInnen werden neben der Stabilität der Oberschule auch die Inklusion sowie die Entkoppelung von sozialer Herkunft und Schulerfolg bewerten. Damit stünden strukturelle Grundlagen im Mittelpunkt. „Um den Inhalt zu bewerten, müssten wir in den Unterricht gehen“, hielt Maaz fest. Das sei aber nicht geplant.

Die Inklusion werde anhand von Interviews mit pädagogischem Personal bewertet. Den Großteil der Evaluation mache allerdings die quantitative Analyse aus. Dafür würden Daten des IQB-Bildungsberichts und der Ländervergleiche der PISA-Studie genutzt.

Kristina Vogt, Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der Linken, hätte mit der Evaluation lieber schon 2008 begonnen. In der kurzen Zeit sei nun nur noch eine Ziel­evaluation mit bereits vorhandenen Daten möglich. Sie sagt: „Die Daten von zwei Studien neben die Ziele legen, das können wir auch selbst.“ Gewünscht hätte sie sich eine Wirkungsanalyse – „aber das bleibt dann wieder der Politik überlassen“.

Der Abschlussbericht wird voraussichtlich im Frühjahr 2018 veröffentlicht. Laut Maaz ist dies eine ambitionierte Vorgabe. Staatsrat Pietrzok bezifferte die Kosten der Evaluation auf 160.000 Euro. Lukas Thöle