KUNST

KunstJana J. Bachschaut sich in Berlins Galerien um

Sind wir noch die Guten?“, will der kleine Junge im Film „The Road“ vom Vater wissen. Gerade hat der das Leben des Kindes gegen die Kannibalen verteidigt. Ganz sanft: „Wir werden immer die Guten sein.“ „Et in Arcadia ego“ bei Kewenig lässt solches aufspringen. Der Neonschriftzug „Je Vous Salue Marat“ begrüßt in den Farben der französischen Trikolore. Neben Skulpturen und Installationen offenbaren gestaltete Schriftstücke die Haltung Ian Hamilton Finlays, der Sätze wie „Terror ist die Frömmigkeit der Revolution“ prägte. Es ist nicht nur der blutige Kampf um Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, bei dem er den Strich zwischen Gewalt und Gedankengut zieht, Finlays Arbeiten sind eine Abrechnung mit der abendländischen Kulturgeschichte und ihrer Herrscherexzesse. Nicht ohne Komik: Die drei Sensen etwa sind mit „The Lightning Flash“ untertitelt (bis 17. 12., Brüderstr. 10, Mo.–Sa. 10–18 Uhr, Kuratorenführung mit Zdenek Felix am 18. 11. um 18 Uhr).

Wie Kapital umwälzen, im Notfall mit Gewalt? Die Frage stellt sich den Reichen ebenso. In der temporären Galerie Noah Klink wird eine 9 mm im Tresor verwahrt – „North, South, East, West, Gun, Safe“ ist eine Installation von Taslima Ahmed. Auch die Werke der anderen vier Künstler fügen sich ein in die Auswahl italienischen Mobiliars der 60er und 70er: ein Bürozimmer, womöglich fand hier ein Kampf statt. Ein Barwagen vor einem umgedrehten Tisch, gegenüber hängt Manuel Gnams Fotodruck auf Dibond: Die Koi-Karpfen scheinen den Linien der um sie herumgleitenden Starfighter auf Kokslinien zu folgen. „Geld hat seine narrative Qualität verloren, sowie vor vielen Jahren die Malerei“, heißt es in David Cronenbergs Film „Cosmopolis“, der für die Schau namensgebend war (bis 11. 12., Hornstr. 16, Mo. 11–19 Uhr).

Viel Licht und wenig Schatten bei Konrad Fischer. Obwohl ich zunächst im Dunkeln stehe. Ein Auto erhellt den vermeintlich leeren Raum. Die Künstlerin, Maria Nordman, ist vor Ort. Ausgerüstet mit einem solarbetriebenen Leuchtstab nähern wir uns den Werken und auch der Frage: „Was verstehen Sie unter einem Rhizom?“ An dem „beflügelten Tisch“ lassen sich Schubladen ziehen. Unter anderem befinden sich darin Pläne, die frühere Ausstellungen der Künstlerin dokumentieren. 1977 schuf sie einen „kohärenten Eingang für Sonne und Mensch“, indem sie das Licht nur durch schmale Schlitze leitete. Unter Zunahme eines Zwei­wegspiegels nahm es andere Wege, streute, anstatt Linien zu werfen. Es ist ein gutes Gefühl, wenn sich Richtungen auftun, abseits von Althergebrachten (bis 29. 10., Mi.–Sa. 12–18 Uhr, Prinzessinnenstr. 96).