heute in hamburg
: „Kein Plädoyer für Passivität“

SATIRE Thomas Ebermann und Rainer Trampert laden zu einem Best-of ihres linken Kabaretts

Thomas Ebermann

Foto: privat

65, Publizist, Kritiker und Satiriker, 2012 erschien mit „Firmenhymnenhandel“ sein erstes Theaterstück.

taz: Herr Ebermann, gibt es heutzutage noch was zu lachen?

Thomas Ebermann: Ja, das gibt es immer – wenn es einem gelingt, dass es kein befreiendes Lachen ist, sondern sein „Bedrücktsein“ unter den Zuständen behält.

„Bedrücktsein“ – oder Sorge?

Die Rede von der „Sorge“ ist zu verschlissen durch das „Ernstnehmen der Sorgen der Menschen“, durch das man deren Ressentiments legitimiert.

Gibt es etwas, worauf Sie sich im nächsten Jahr freuen?

Es fällt mir schwer, mich auf die Wahlen in Frankreich zu freuen, wo nach heutigem Stand ein Reaktionär wie François Fillon gegen Marine Le Pen antritt. Auch in Deutschland wird gewählt. Da berste ich nicht gerade vor Optimismus. Aber natürlich gibt es Sachen, auf die ich mich freue – auf meinen Dänemark-Urlaub zum Beispiel. Da verkrabbele ich mich in Literatur. Das ist eine kleine Wunderwaffe, um von den tagesaktuellen Ereignissen nicht an die Wand gedrückt zu werden. Ansonsten bin ich kein Trauerkloß, sondern eine Stimmungskanone.

Ist es Zeit für den Rückzug ins Private?

Ich wollte nur zugeben, dass die Erinnerung an das Schöne und das Utopische ein hilfreicher Rettungsanker ist, wenn man in der Scheiße steckt. Zudem bin ich kein absoluter Feind des Rückzugs ins Private, weil es ein Ort der Reflexion ist.

Lässt sich an die Rettung der Welt noch glauben, oder hat das keinen Zweck mehr?

Keinen Zweck gibt es nicht, sondern nur die Vergegenwärtigung, dass ich mich als Gesellschaftskritiker in extremer Minderheitenposition befinde. Das bedeutet nicht, dass man nicht periodisch noch zusammen demonstriert oder sich bemüht, Flüchtlingen zu helfen. Von daher ist das kein Plädoyer für Passivität.

Lässt sich Politik noch von Kabarett unterscheiden?

Rainer Trampert und ich versuchen, aufklärerisch zu sein und das ist ein Unterschied zu allem, was sonst so abläuft. Ein Teil des Publikums wird zu uns kommen, so wie man noch zu einem Rolling-Stones-Konzert geht… Frank Sinatra hat 18 Mal gesagt, das sei seine Abschiedstournee. Da haben Rainer und ich noch Zeit.

Sind Sie die Rolling Stones der Linken?

Ganz und gar nicht. Ich wollte nicht aufschneiden. Für einen Fingerhut eines Abschnitts der Linken vielleicht.

Interview: jpb

Thomas Ebermann und Rainer Trampert: Politische Satire, 20 Uhr, Politbüro, Steindamm 45