Milliardenvergleich im Abgasstreit mit US-Behörden

Diesel VW macht wichtigen Schritt in der Aufarbeitung, muss sich aber schuldig bekennen

Allein die Zivilklagen kosten wohl mehr als 20 Milliarden Euro

BERLIN rtr/taz | Die absehbare Einigung von Volkswagen mit der US-Regierung im Dieselskandal hat am Mittwoch an der Börse für Erleichterung gesorgt. Die VW-Aktie lag bei Redaktionsschluss rund 6,75 Prozent im Plus. Da hatte der Wolfsburger Autokonzern von „fortgeschrittenen Gesprächen“ mit dem US-Justizministerium berichtet, der Aufsichtsrat diskutierte noch, ob er einem Vergleich zustimmen wollte. Ein Ergebnis wurde noch am Mittwoch erwartet. Insidern zufolge soll es um Bußgeld- und Strafzahlungen von umgerechnet 4,1 Milliarden Euro, ein Schuldgeständnis des Konzerns sowie die Zusicherung gehen, dass die Wolfsburger ihre Kontrollsysteme verstärken.

Vor allem das Eingeständnis, dass VW kriminell gehandelt habe, wäre interessant. VW hat zwar frühzeitig Fehler eingeräumt, aber bis dato keine Verbrechen. Immerhin könnte sich der Konzern jetzt freikaufen und wenigstens ein Problem ad acta packen.

Billig weg käme er nicht. Schon bisher hat sich VW bei Zivilklagen in den USA mit Kunden, Autoverkäufern und Behörden auf Vergleiche eingelassen, die mehr als 16 Milliarden Euro kosten könnten. Die zusätzlichen 4,1 Milliarden würden den Rahmen der bisherigen Rückstellungen von 18,2 Milliarden Euro sprengen.

Trotzdem wird man bei VW froh sein, sich anderem zuwenden zu können, etwa der strafrechtlichen Auf­ar­bei­tung. In Deutschland ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig unter anderem gegen Exvorstandschef Martin Winterkorn, Markenchef Herbert Diess und Chefaufseher Hans Dieter Pötsch. In den USA sitzt ein VW-Manager in Haft, ein weiterer hat sich in einem Verfahren schuldig bekannt. In Südkorea sind sieben Spitzenmanager der dortigen VW-Töchter angeklagt, darunter der Landes­chef für Audi und VW, Johannes Thammer. Der Konzern hat sich dazu bisher nicht geäußert.