Ates gründet liberale Moscheegemeinde

ISLAM Frauenrechtlerin will Ort für geschlechtergerechte Koranauslegung schaffen

Die Juristin und Frauenrechtlerin Seyran Ates will in Berlin eine eigene Moscheegemeinde gründen. Geplant sei eine moderne und liberale Gemeinde, in der Frauen und Männer gemeinsam und gleichberechtigt in einem Raum beten könnten, berichtete der Tagesspiegel am Samstag. Das Freitagsgebet solle gemeinsam von einer Imamin und einem Imam vorgetragen werden. Die „Ibn-Rushd-Goethe-Moschee“ soll laut Zeitung am 16. Juni eröffnet werden. Ates verhandle derzeit mit Kirchengemeinden über Räumlichkeiten. Gegenüber der taz bestätigte Ates am Sonntag das Projekt, man sei aber noch in der Gründungsphase. Daher wolle sie sich erst äußern, wenn die gGmbH gegründet sei und die Namen der Mitstreiter sowie der Ort feststünden.

Benannt ist die neue Moscheegemeinde nach dem im andalusischen Cordoba geborenen arabischen Islamgelehrten, Philosophen und Arzt Ibn Rushd (1126–1198), der in Europa unter dem Namen Averroës bekannt ist. Als berühmter Kommentator von Aristoteles hatte er großen Einfluss auf die mittelalterliche Scholastik. Der zweite Namensgeber, Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), gilt unter anderem wegen der Gedichtsammlung „West-östlicher Divan“ als islamfreundlich – was allerdings umstritten ist.

Die neue Gemeinde solle auch jenen Muslimen offenstehen, die aus den Zwängen der arabischen Welt nach Berlin geflüchtet sind, so der Tagesspiegel. In Berlin gibt es laut Schätzungen rund 100 Moscheegemeinden verschiedener islamischer Strömungen.

„Wenn mir jemand vor 20 Jahren gesagt hätte, dass ich mal eine Moschee gründe, hätte ich das nie für möglich gehalten“, sagte Ates laut Tagesspiegel. Doch gerade in Zeiten des Terrors und mit Blick auf die politische Entwicklung in der Türkei brauche es eine Gegenbewegung „zu konservativen und fundamentalistischen Strömungen“. Dabei gehe es ihr auch um ein modernes Frauenbild durch eine „geschlechtergerechte Auslegung des Korans“. (epd, taz)