Angeblich dutzende Krebsfälle in Friedland

KARZINOME Staatsanwaltschaft ermittelt gegen eine Lackiererei wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung

Wegen einer angeblich auffälligen Häufung von Krebsfällen in der Gemeinde Friedland (Kreis Göttingen) ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen eine örtliche Schilder-Lackiererei wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und der Körperverletzung.

Der Betrieb, so der Vorwurf, soll bis 1999 das Krebs und Parkinson erregende Lösungsmittel Trichlorethylen unter freiem Himmel verwendet haben – statt wie vorgeschrieben in geschlossenen Räumen. Seitdem setze das Unternehmen offenbar ein anderes Lackierverfahren ein und verwende die Substanz offenbar nicht mehr.

Das Firmengelände sei am Mittwochabend durchsucht, Unterlagen seien sichergestellt worden, sagte gestern der Sprecher der Göttinger Staatsanwaltschaft, Andreas Buick. Die Fahnder nahmen Bodenproben, die nun ausgewertet werden sollen.

Die Ende September aufgenommenen Ermittlungen gehen auf die Anzeige eines Anwohners zurück. Er hatte ungewöhnlich viele Krebserkrankungen in der Nachbarschaft des Betriebes festgestellt. In den vergangenen Jahren sollen mehr als 50 Personen unterschiedlichen Alters an Karzinomen erkrankt sein.

Dem NDR zufolge trat allein der sonst sehr seltene und in den allermeisten Fällen tödlich verlaufende Bauchspeicheldrüsenkrebs in der Siedlung, die im Windschatten des Unternehmens liegt, mindestens sechs Mal auf. Fünf Fälle habe es allein in einem Straßenzug gegeben.

Falls sich die Vorwürfe erhärten lassen, könnte die Staatsanwaltschaft Anklage erheben, sagte Buick. Allerdings sei es schwierig, einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Verwendung der nicht verbotenen Chemikalie und den Krebserkrankungen nachzuweisen. Wie lange die Ermittlungen dauern werden, ist völlig unklar.

Friedlands Bürgermeister Andreas Friedrichs (SPD) bezweifelte die angebliche Häufung von Krebserkrankungen in der Umgebung der Lackiererei. „Davon hätte ich mit Sicherheit erfahren“, sagte er.  REIMAR PAUL