heute in hamburg
: „Wir brauchen 35.000 Dollar“

Projekt Jürgen Steidinger sammelt Geld für „Die Müllsammler“. Das Projekt hilft Kindern in León

Jürgen Steidinger

Foto: privat

74, war Kinderarzt und Dozent. Heute arbeitet er von Hamburg aus in dem Projekt „Müllsammler“ in León mit.

taz: Herr Steidinger, liegt in León in Nicaragua der Müll auf der Straße?

Jürgen Steidinger: Das Müllsystem in León ist ganz anders. Es gibt zwar eine städtische Müllabfuhr, aber keine Container wie bei uns. Die Leute stellen einfach ihre Müllsäcke vor die Tür und die werden abgeholt.

Und was machen die Müllsammler?

Das sind Familien mit Kindern und auch Einzelpersonen, die die Route der Müllkutscher gehen und das aus den Säcken holen, was sie verwerten können.

Warum ist das so?

Es gab früher einen Müllplatz auf einem Berg nahe der Stadt. Da kamen jede Woche bis zu 500 Familien, die den Müll aussortierten und das Verwertbare verkauften. Die Stadt hat das 2010 umorganisiert und den Zugang für die Menschen, die vom Müll leben, begrenzt. Diese Menschen sind dann auf die Straßen ausgewichen.

Wird in León viel Verwertbares weggeworfen?

Ich würde sagen nicht mehr als hier. Nur wird in Nicaragua mehr als verwertbar angesehen. Die Menschen sind darauf angewiesen. Sie haben sonst kein Einkommen, keine Arbeit und kein richtiges Zuhause. Viele sind auf der Landflucht.

Müsste man den Leuten nicht eher helfen, anders zu leben?

Dann müssten Sie die Armut beseitigen.

Waren Sie selbst vor Ort?

Ich habe viel mit Nicht-Regierungsorganisationen zusammengearbeitet und das Projekt 1992 mit einer nicaraguanischen Psychologin ins Leben gerufen. Erst im Januar war ich da und habe die Leute besucht.

Was ist Ihre Aufgabe in dem Projekt?

Die Nicaraguaner müssen den Nicaraguanern selbst helfen, das können sie besser als ein Ausländer. Mein Job ist es, Geld zu besorgen.

Wie viel Geld wird benötigt?

Etwa 35.000 Dollar, um 90 Kinder von dem Müllberg und den Straßen zu betreuen. Die Kinder müssen in die Schule gehen, da muss alles drangesetzt werden und dann kommen andere Dinge wie Essen und Gesundheit dazu.

Wird das Projekt in León angenommen?

Es kommt kein Kind in das Projekt, das nicht permanent zur Schule geht. Es war am Anfang schwierig, das den Eltern klar zu machen, aber inzwischen hat das Projekt so einen guten Ruf, dass eher mehr Kinder kommen, als wir aufnehmen können.

Interview Milena Pieper

Dia-Vortrag „Die Müllsammler“: 19 Uhr, Brakula, Bramfelder Chaussee 265