USA und Syrien

Die Attacke des US-Militärs gegen eine Luftwaffenbasis in Syrien sorgt für heftige Debatten. In Russland, aber auch in den USA

Ein Erfolg an der Heimatfront

Reaktion Auch nach dem Angriff auf Assads Militärstützpunkt bleibt es oberste Priorität der Amerikaner, den IS zu zerschlagen. Das bekräftigt der US-Außenminister

Schon wieder startklar: Syrischer Jet am Samstag auf dem am Vortag von den USA bombardierten Flughafen Schairat Foto: Mikhail Voskresenskiy/Sputnik/afp

aus New York Dorothea Hahn

Wenige Stunden nachdem dort 59 Tomahawk-Raketen einschlugen, war der syrische Militärflughafen Schairat wieder einsatzbereit. Am Wochenende starteten dort bereits wieder Kriegsflugzeuge, die Orte der Provinz Idlib bombardierten, wo am vergangenen Dienstag Dutzende Menschen bei einem Angriff mit Sarin-Gas getötet wurden. Aus Florida tweetete der Mann, der den US-amerikanischen Angriff beschlossen hatte, es sei „nicht üblich“, Startbahnen zu bombardieren, weil die ohnehin leicht und schnell wieder repariert werden könnten.

Der wichtigste Erfolg der Militäraktion für Donald Trump war ohnehin an der Heimatfront. Nach zweieinhalb Monaten im Amt, hat er dort auf einen Schlag Unterstützung und Beifall bei Freund und Feind bekommen. Der republikanische Senator John McCain, der zuvor Trumps außenpolitische und militärische Kompetenz bezweifelt und ihn scharf wegen seiner russischen Verbindungen kritisiert hatte, lobt ihn jetzt. Die republikanischen Chefs der beiden Häuser im Kongress, die beide nach dem Chemiegasangriff des Jahres 2013 gegen ein militärisches Eingreifen von Obama opponiert hatten, sind dieses Mal von Trump gar nicht erst gefragt worden – doch sowohl Senator Mitch McConnell als auch Speaker Paul Ryan zeigten sich überzeugt von der Militäraktion.

Für den Einsatz erhält Donald Trump Beifall von Freund und Feind

Zu dem großen Kreis von Unterstützern, die Trump seit Donnerstag in Washington hat, gehören auch ehemalige MitarbeiterInnen der Obama-Regierung, darunter der ehemalige Außenminister John Kerry und Anne-Marie Slaughter, ehemals eine hochrangige Mitarbeiterin von Hillary Clinton im Außenministerium. Sie schreibt auf Twitter: „Endlich. Nach Jahren von nutzlosem Lamento hat Donald Trump das Richtige in Syrien getan.“ Selbst Trumps chinesischer Gast Xi Jinping soll, als er beim Abendessen in Florida von dem Bombardement erfuhr, Verständnis gezeigt haben – „wegen der Kinder“. Das Weiße Haus zeigte sich erfreut über ein „Danke für die mutige Aktion“, das der König von Saudi-Arabien Trump am Telefon übermittelte, und gab es umgehend an die Medien weiter.

Die lautstärkste Unterstützerin von Trump war seine UN-Botschafterin Nikki Haley. Bei einem Interviewmarathon am Sonntagmorgen sprach sie über dessen „vorsichtiges Risikoabwägen“ vorab und kündigte an, dass er „mehr tun wird, falls es nötig ist“. Am euphorischsten zeigten sich die Medien. Die Militäraktion hat ihre Berichterstattung über Trumps vielfaches Scheitern – unter anderem wegen der Russland-ermittlungen – zum Verstummen gebracht.

Alle Kabelfernsehsender unterbrachen schon am Donnerstagabend ihr Programm und schalteten auf die Berichterstattung mit militärischen Landkarten und Fadenkreuzen und luden hochrangige Generäle und Admirale in ihre Studios ein. Auch aus seriösen Tageszeitungen, die Trump ansonsten als gescheiterten Präsidenten behandeln, kommt Beifall für das Bombardement.

Was ist passiert? Am Dienstag hat die syrische Luftwaffe den von Rebellen kontrollierten Ort Chan Scheichun angegriffen. Dabei starben fast 90 Menschen. Den Angriff haben Syrien und Russland bestätigt.

War Giftgas im Einsatz? Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen erklärte, ihre Mitarbeiter hätten bei Verletzten Hinweise auf ein Nervengas vom Typ Sarin gefunden. Ärzte vor Ort waren aufgrund von Symptomen wie Krämpfen und geweiteten Pupillen vom Chemiewaffen-Einsatz ausgegangen. Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) untersucht den Fall.

Woher kam das Sarin? Laut Rebellen kam es aus Raketen der syrischen Armee. Syrien und Russland weisen das zurück, vielmehr sei ein Giftgaslager der Rebellen getroffen worden. Das ist unwahrscheinlich, da Sarin nicht als fertiger Kampfstoff, sondern in Einzelstoffen gelagert wird, die erst kurz vor bzw. beim Einsatz das Giftgas bilden.

Nur einige demokratische und unabhängige PolitikerInnen, allen voran Nancy Pelosi und Bernie Sanders, verlangten, dass Trumps Militäraktion im Kongress diskutiert werden müsse. Allerdings positionierten auch sie sich nicht grundsätzlich gegen Trumps Alleingang in Syrien.

Die Kritik kam von außen. Linke außerparlamentarische Gruppen organisierten am Samstag Protestdemonstrationen. Die rechte Hackergruppe Shadow Brokers veröffentlichte als Rache gegen Trumps Politik geheime Daten des Nachrichtendienstes NSA.