heute in hamburg
: Rollschuh-Empowerment

Filmabend Harbor Girls und Filmtage zeigen Doku über Trans*mädchen und queeres Roller Derby

Judith Strech

Foto: privat

32, spielt seit fünf Jahren Roller Derby und ist von Beruf Lehrerin. Sie hat den Dokumentarfilmabend mitorganisiert.

taz: Frau Strech, warum spielen beim Roller Derby keine Männer mit?

Judith Strech: Es spielen durchaus Männer mit! Meist nicht aktiv, aber als Schiedsrichter. Es handelt sich ja um einen Frauensport, aber die Männer sind Teil des Vereins. Seit Kurzem gibt es aber auch reine Männerteams und Teams, wo Männer und Frauen zusammen spielen. Aber nicht in Hamburg.

Können Sie kurz erklären, wie ein Spiel aussieht?

Wir haben Rollschuhe an und fahren auf einer Art Oval im Kreis. Und es gibt zwei Teams, die gegeneinander antreten. Pro Team gibt es dann eine Punktemacherin, oder auch Jammer genannt, die Punkte macht, wenn sie die anderen überrundet.

Und was ist daran besonders?

Beim Roller Derby geht es nicht nur um Sport, sondern auch um Selbstverwirklichung. Jede, die mit Roller Derby anfängt, durchläuft eine wahnsinnige Entwicklung. Man geht über Grenzen, lernt eigene Stärken kennen. Und das ist ein unglaubliches Empowerment – eine Art Selbstermächtigung. Und dabei unterstützen wir uns gegenseitig.

Warum ist das attraktiv für die queere Community?

Roller Derby ist einfach sehr bunt, offen und unvoreingenommen gegenüber allen Personen. Wir versuchen, Vorurteilen entgegenzuwirken, und interessieren uns nicht für Schubladen. Und Roller Derby bietet etwas, das die Gesellschaft aktuell noch nicht bieten kann. Das ist ein ‚Safe Space‘ – ein sicherer Ort, an dem jede*r willkommen ist.

Also ist das Hamburger Team Harbor Girls auch politisch?

In erster Linie sind wir ein Sportverein – aber einer mit einer Message. Wir versuchen, eine tolerante und respektvolle Gesellschaft zu fördern. Wir engagieren uns natürlich auch für politische Aktionen, beteiligen uns an feministischen Projekten. Wir hatten mal eine Kampagne mit dem Frauennotruf und beteiligen uns am „Lauf gegen Rechts“. Und mit dem Film­abend engagieren wir uns natürlich auch.

Warum zeigen Sie den Film?

Es geht ja um ein kanadisches Mädchen, das transgender ist und in ihrer Gesellschaft keine Safe Spaces findet und sie dann in der Community des Roller Derbys findet. Wir unterstützen Veranstaltungen, die das binäre Verständnis von Geschlechtergrenzen hinterfragen. Auch, um zu zeigen, dass jeder Mensch bei uns willkommen ist.

INTERVIEWKatharina Kücke

Harbor Girls und Lesbisch- Schwule Filmtage präsentieren „In The Turn“: 21 Uhr, 3001 Kino, Schanzenstr. 75