Gackern hinter Gittern

Hühnergrippe: in Niedersachsen bleibt das Federviech eingesperrt. Nicht so im Vorbildland Niederlande

Es gackert aus allen Beamtenställen, dass sich Europas Bürokraten nicht einig sind, wie sie mit dem Vogelgrippevirus H5N1 umgehen sollen. Während die Niederlande ihre Hühner jetzt wieder trotz Seuchengefahr frei rumlaufen lassen, hält Niedersachsen betonhart an seinem Freiland-Verbot fest. Das Land habe seine „eigene Risikoeinschätzung“ über die Gefahren der Vogelgrippe, sagte gestern ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums.

Bislang hatte das rigorose Freilandverbot im Nachbarland den Niedersachsen immer als ein Beleg für die Notwendigkeit des Einsperrens gedient. Am Vortag hatte das Bundesverbraucherministerium in Berlin gefordert, Niedersachsen solle wie NRW und Mecklenburg-Vorpommern seine rigorose Einsperr-Verordnung „überdenken“. Die Sonderwege einzelner Bundesländer würden „die Glaubwürdigkeit der gemeinsamen Seuchenbekämpfung“ beeinträchtigen.

Unterdessen wird der seit der vergangenen Woche geltende Hausarrest fürs Federvieh im Hühnerland Niedersachsen weitgehend befolgt. „Bei den gewerblichen Geflügelhaltern läuft das problemlos“, sagte Gert Hahne vom Landwirtschaftsministerium. Nur „einigen Hobby-Haltern muss es noch erklärt werden.“

Bei der Durchsetzung der Vorsorge-Verordnung bauen die Veterinärämter der Kommunen auch auf die Aufmerksamkeit von Bürgern. „Es melden sich Leute anonym oder namentlich bei uns, die nicht einsehen, dass sie die Anordnung befolgen und ein Nachbar nicht“, erzählt der Leiter des Veterinäramts beim Landkreis Leer, Franz Efkes. Bis Mittwoch hätten etwa 30 Nebenerwerbs- und Hobby-Geflügelhalter Ausnahmegenehmigungen beantragt. Ein Drittel sei mit Auflagen genehmigt worden. Zu den Auflagen gehöre beispielsweise, den Tieren den Zugang zu Tümpeln und anderen Gewässern zu versperren.

Durchaus ernst zu nehmende Probleme haben nach den Worten von Efkes vor allem Gänsehalter, die traditionell einige Tiere für das Weihnachtsgeschäft füttern. Sie befürchteten bei einer Verbannung der Gänse aus dem Freiland, dass das „Saisongeflügel“ wegen der Futterumstellung nicht mehr fristgerecht fett wird. taz/dpa