Osnabrücker Präventivschlag

POSSE Ein Rapper bekommt eine Untersagung der Stadt Osnabrück für ein Lied, das er gar nicht spielen wollte. Erst droht ihm eine Verwaltungsgebühr – die wird aber schnell wieder zurückgenommen

„Das ist so skandalös, dass ich Öffentlichkeit schaffen musste“

JOHNNY MAUSER, MUSIKER

Johnny Mauser war entsetzt. „Ich bin zwar damit vertraut, dass unser Song Ärger hervorruft“, sagt der 28-Jährige, „aber als ich diesen Brief bekommen habe, war das ein blödes Gefühl.“ Mauser, semiprofessioneller Rapper und Student der Erziehungswissenschaften tritt am Samstag beim „Fight Fascism – Antifa-Soli-Konzert“ in Osnabrück auf. Doch vier Tage vor seinem Auftritt flatterte Ärger ins Haus.

Denn der Fachdienst „Ordnung und Gewerbe“ hatte ihm eine Untersagung für den Song „Flora bleibt“ geschickt. Das Lied, das Mauser gemeinsam mit „Captain Gips“ geschrieben hat, wurde im vergangenen Jahr von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert. Es darf also in Anwesenheit Minderjähriger nicht gespielt werden. Doch obwohl Mauser das überhaupt nicht vorhatte, wurde er zunächst zur Kasse gebeten: Der Untersagungsbescheid sollte schlappe 152,63 Euro kosten, bestehend aus Verwaltungskosten und Zustellgebühr.

„Das ist so abstrus und lächerlich“, sagt Mauser, der das Dokument als „Osnabrück-Witz“ auf seinem PC abgespeichert hat. Teile des Schreibens postete er kurze Zeit später im Internet. „Das ist so skandalös, dass ich Öffentlichkeit schaffen musste.“ Mauser sprach bereits mit seiner Anwältin über mögliche Gegenmaßnahmen.

Doch dann gab es eine überraschende Kehrtwende: Der Pressesprecher der Stadt Osnabrück, Sven Jürgensen, kündigte auf Nachfrage der taz an, das Geld nun doch nicht einfordern zu wollen. „Wir haben uns dazu entschieden, die Verwaltungsgebühren und die Zustellkosten nicht zu erheben“, sagt er. Nur die Botschaft sei entscheidend: „Uns war wichtig, dass ihm bewusst war, dass Jugendliche anwesend sind und er deshalb den Song nicht spielen darf.“

Mauser freut das. „Krass. Das ist ja super“, sagt er: „Die Entscheidung ist einleuchtend und logisch. Interessant, was man durch eine Veröffentlichung eines solchen Schreibens erreichen kann.“ BENJAMIN KNAACK