DIE KLEINE WORTKUNDE

Eine Yoga-Technik? Eine neue Schulform? Eine Kombination aus Gymnastik und Karate? Nein, alles falsch, hinter dem rätselhaften Wort GYMKHANA verbirgt sich tatsächlich eine seit den 80ern beliebte Form des Motorsports, bei der die Fahrer mit hoher Geschwindigkeit halsbrecherische Kurven und Hindernisse bewältigen müssen und dabei fingerdicke Schichten von Reifengummi im Asphalt hinterlassen. Zu einem breiteren Publikum hat Gymkhana der amerikanische Rallyefahrer Ken Block verholfen, der es mit seinen irrwitzigen Stunts bis hin zum Youtube-Star geschafft hat.

Wer nun glaubt, das „Gym“ im Namen habe sich bloß irgendeine Marketingagentur ausgedacht, um das Sportliche im Motorsport ein bisschen witzig zu betonen, der irrt: Zum einen ist die Ernsthaftigkeit, mit der dieser Sport betrieben wird, durch die Vielzahl möglicher Knochenbrüche hinreichend beweisen, zum anderen stammt das Wort aus Indien und bezeichnet dort einen Reitsport, bei dem es gilt, mit viel Geschick eine Hindernisstrecke zu bewältigen. Erstaunlich, dass dieses nun ausgerechnet Autofreaks bezeichnet, die nachts auf leeren Parkplätzen herumkurvten.

Ursprünglich leitet sich Gymkhana vom Hindi-Urdu-Wort Gedkhana (Ged = Ball; Khna = Spielplatz) ab, welches ganz allgemein einen Ort sportlichen Wettkampfes beschreibt, sprich: einen Sportplatz. Durch den Einfluss der britischen Kolonialmacht wandelte sich das Wort in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu Gymkhana; „Gym“ bedeutet im Englischen „Sporthalle“. In Indien bildeten sich daraufhin immer mehr Gymkhana-Clubs, vergleichbar mit den Country Clubs reicher Pferdebesitzer. Damit hat das Spektakel, das heute vor allem in den USA, Großbritannien und Japan unter dem Namen Gymkhana firmiert, freilich wenig zu tun – bis auf die Pferdestärken. ERIK WENK