Andreas Speit
Der rechte Rand
: Wenn Schläger Schlägern das Schlagen beibringen

Foto: Jungsfoto: dpa

Mit Blick zur Kamera hat sich die Gruppe im Sportoutfit aufgestellt. 28 Männer und eine Frau. Stolz schauen sie auf dem Gruppenbild. Nach dem Training – dem „Kampfsportseminar“ – wurde die Aufnahme auf Facebook gepostet. Durch eine öffentliche Ankündigung wollte die NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN) in Niedersachen ihr Seminar zu unterschiedlichen Kampftechniken aber lieber nicht gefährden.

Am 18. November fand das Training fürs Zuschlagen in der Sporthalle der Gemeinde Cremlingen statt. Der Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel war der politische Hintergrund bei der Anmietung nicht bekannt. Ganz privat hatte der JN-Kader Felix Hauschild die Halle angemietet.

Als Trainer hatte die JN eine internationale Szenegröße gewonnen: Denis Nikitin, russischer, rechtsextremer Hooligan, der in Russland die Szene-Modemarke „White-Rex“ betreibt, ein gut florierendes Geschäft mit Bekleidung und Merchandising-Artikeln. Das Logo mit dem Schriftzug „White Rex – Violent Athletics“ um ein Sonnenrad plus grimmigem Konterfei eines Kämpfers mit historisch anmutendem Helm ist so eindeutig wie etwa der Aufdruck „Survival of the fittest“.

Die länderübergreifende Zusammenarbeit nach Deutschland hat Nikitin schon länger intensiviert. Am 14. Oktober dieses Jahres sponserte „White Rex“ das Kampfsport-Turnier „Kampf der Nibelungen“. Das Event in Kirchhunden in Nordrhein-Westfalen besuchten an die 700 Zuschauer.

Auf der Aufnahme, die die JN Niedersachsen auf ihre Facebook-Seite stellte, ist auch Pierre B. zu erkennen. Der 27-jährige Braunschweiger saß bereits wegen schwerer beziehungsweise gefährlicher Körperverletzung in U-Haft, wurde zu Haftstrafen verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt sind. Im Februar 2016 hatte er zwei Schüler eines Gymnasiums so brutal angegriffen, dass eines der Opfer einen doppelten Kieferbruch erlitt.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Das Sportevent der JN spiegele eine gefährliche Mischung von Hass, Gewalt, Körper- und Kriegerkult wider, sagt David Janzen vom Braunschweiger Bündnis gegen rechts. Es sei „aufgeladen mit einer völkischen Ideologie“. Janzen sagt, diese Trainings seien auch Vorbereitung für die Auseinandersetzungen im „Straßenkampf“.