13 Zwangsprostituierte weniger

BREMEN–PLEVEN Eine Roma-Familie aus Bulgarien hat offenbar über Jahre junge Bulgarinnen nach Bremen gelockt und als Zwangsprostituierte ausgebeutet

Vor allem verarmte junge Roma-Frauen wurden für die Zwangsprostitution angeworben

Seit dem 18. Oktober gibt es in Bremen zehn „Model-Wohnungen“ für Zwangsprostituierte weniger. Gestern berichtete die Polizei Einzelheiten über die koordinierte bremisch-bulgarische Aktion: Allein in Bremen waren 200 Polizeibeamte unterwegs. Ein Bulgare wurde in Bremen festgenommen, fünf im bulgarischen Pleven, wo die dortige Polizei gleichzeitig zuschlug. 13 Prostituierte wurden in Bremen angetroffen. Dieser Fall von „bandenmäßigem Menschenhandel“ geht schon über Jahre, die Polizei rechnet mit „mehreren Dutzend“ betroffenen Frauen.

Eine Familie aus Pleven hatte das Geschäft offenbar nach dem EU-Beitritt Bulgariens aufgebaut. Verhaftet wurden die zwei 52 bzw. 51 Jahre alten Eltern, die beiden Töchter und ihre Lebensgefährten, die teilweise nach „Roma-Recht“ getraut sind. Offenbar hatte diese Familie auch vor allem in Kreisen verarmter Roma ihre Opfer angeworben. Die betroffenen Frauen haben zum Teil erklärt, dass ihnen für Prostitution horrende Verdienstmöglichkeiten versprochen wurden, teilweise haben sie erklärt, sie seien mit Kellner-Jobs gelockt worden. In Bremen gab es dann offenbar abgestufte Repressionsmaßnahmen. Viel Geld hat keine der Frauen gesehen, einigen ihrer Familien wurden gelegentlich 200 Euro überwiesen. Einzelnen der Frauen war der Pass abgenommen worden, andere berichteten, sie seien geschlagen worden oder hätten mit ihrer Heimat nicht unbeaufsichtigt telefonieren dürfen. Die meisten sprachen kein Wort deutsch oder englisch und waren schon deswegen hilflos. Offenbar hat es nur wenige Hinweise aus der Bevölkerung gegeben, obwohl die „Model-Wohnungen“ in der Neustadt und in Kattenturm mitten in Wohngebieten lagen. Einem Vermieter wird „Beihilfe zur Zwangsprostitution“ vorgeworfen. Seit 2007 ist die Polizei dieser Verbindung Pleven–Bremen auf der Spur, im Jahre 2008 war schon ein Bulgare in diesem Zusammenhang zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.

Städte wie Hannover oder Köln haben andere „Partnerstädte“ in Bulgarien, erklärte die Bremer Polizei, seit dem EU-Beitritt des armen Landes habe diese Art der grenzüberschreitenden Kriminalität stark zugenommen.

Dagegen gibt es in der EU inzwischen das Instrument einer koordinierten Ermittlungsgruppe, für die ein Joint Investigation Team (JIT) der Polizeien der beiden betroffenen Länder gebildet wird. Die Mitglieder dieses Teams können dann so zusammenarbeiten, als gehörten sie zu einer Polizeieinheit, und die EU übernimmt Fahrt- und Übersetzungskosten.

Insgesamt schätzt die Polizei die Zahl der „Model-Wohnungen“ in Bremen auf über 300 und geht von rund 1.000 Prostituierten aus. Auf „banden- und erwerbsmäßigen Menschenhandel“ stehen nach deutschem Recht Strafen zwischen einem und fünf Jahren.  KAWE