das portrait
: Kei Saito,der perfekte erste Dopingfall für das IOC

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Olympische Spiele ohne Dopingfälle? An solche Luftschlösser glauben nur fantasiebegabte Menschen. Das wissen mittlerweile selbst die Profis im Luftschlösserbau, die obersten Repräsentanten vom Internationalen Olympischen Komitee. Deshalb ist die Nachricht über den ersten überführten Betrüger bei den Winterspielen in Pyeongchang auch für den IOC eine fantastische. Sie kommt vielleicht ein wenig früh, aber ansonsten hat ihnen der entlarvte Shorttrackläufer Kei Saito einen großen Gefallen getan.

Wer kennt denn schon den 21-jährigen Japaner, der lediglich als Ersatzläufer für die 5.000-Meter-Staffel im Shorttrack eingeplant war? Nun ist der Beweis erbracht, wie feingliedrig das Kontrollnetz des IOC ist.

Kurz vor den Winterspielen standen die selbst ernannten Antidopingkämpfer des Sportweltverbands noch wie Idioten da, weil ARD-Journalisten zeigten, dass man die vorgesehenen Flaschen für die Proben öffnen und schließen kann, ohne Spuren an den Sicherheitsverschlüssen zu hinterlassen. Sportrechtler Michael Lehner spottete, man solle das eingeplante Budget für die Dopingkontrollen in Pyeongchang lieber an ein Waisenhaus in Nepal spenden.

Mit dem ersten Dopingfall hat das IOC Lehner gezeigt, dass es noch größere Idioten gibt. Und die Botschaft an die Sportfans ist: Selbst diejenigen, die eigentlich gar nicht laufen sollen, werden erwischt.

Dass Kei Saito sich selbst sogar von seiner Überführung überrascht zeigte, ist einerseits eine altbekannte Reaktion, unterstreicht andererseits das Geschick der Kontrolleure. „Dieses Ergebnis geht über meine Vorstellungskraft hinaus“, sagte Kei Saito. „Ich habe niemals Doping beabsichtigt. Ich habe das japanische Antidopingseminar besucht und alle Anweisungen befolgt.“

Glaubt man dem Sportler, wurde er vom Verbot des maskierenden Diuretikum Acetazolamid nicht unterrichtet. Genutzt haben ihm diese Versicherungen nichts. Der Japaner wurde von den Winterspielen suspendiert. Und Saito, der die Strafe umgehend akzeptierte, teilte reumütig mit: „Wenn etwas anderes in meinen Körper gelangt sein sollte, war das überhaupt nicht meine Absicht.“ Ein unbeabsichtigter Dopingversuch von einem der unbekanntesten Athleten dieser Spiele. Das IOC hätte sich seinen ersten Dopingfall nicht schöner malen können. Johannes Kopp