Hajo Schiff
Hamburger Kunsträume
: Universalität und Grenzen

Mit dem Tod eines bekannten Künstlers steigen die Preise für sein Werk. Aber was ist bei Persönlichkeiten, deren ganzes Leben der Kunst galt, weit über die Produktionen hinaus? Die als Lehrer, Kurator, Berater, Galerist und Autor gleichermaßen Einfluss genommen haben, wie der Hamburger Christoph Grau? Zum 70. Geburtstag des schon vor fünf Jahren früh verstorbenen Anregers würdigt eine Rückschau im „8. Salon“ in der Trommelstraße sein vielschichtiges Wirken. Heute wird dort ab 17 Uhr aus Graus Mikro- und Makrokosmos, Individuelles und Universelles verbindenden Publikation „Pantheon-Projekt“ gelesen, zur Finissage am 31. März werden seine Filme gezeigt. Es lohnt sich, Personen nicht zu vergessen, die künstlerisches Denken und Handeln zur grundlegenden Lebens- und Arbeitspraxis gemacht haben und bis heute eine Schule des Sehens ermöglichen.

Um einen engen, aber leider nicht souverän gesetzten Zusammenhang von Kunst und Leben geht es bei Menschen, die schwere psychische Krankheiten durch Malerei bewältigen wollen. Zwischen bohemehafter Idealisierung von Verrücktheit und rein therapeutischem Hilfsmittel changiert dabei die alte Diskussion um Kunst und Wahnsinn. In der Fabrik der Künste, Kreuzbrook 12, eröffnet dazu am 16. März um 18 Uhr die Wochenend-Ausstellung „Schizophrenie und Kunst“ mit einer Präsentation von 250 Arbeiten aus dem Nachlass von Rüdiger H. Breitbart, dem dieses Krankheitsbild attestiert wurde – was inzwischen psychologisch nicht weniger strittig ist wie der Kunst-Begriff sowieso. Versteht man Kunst nicht bloß als ästhetische Dienstleistung, bleibt die verbildlichte Erfahrung derer, die beide Seiten der Grenzen des Normalen erfahren haben, stets eine Herausforderung.

Gesellschaftlich konstruierte Grenzen wiederum sind ein Kernthema der dennoch poetischen Kunst von Flaka Haliti. Die in München lebende Künstlerin verarbeitet in der am Montag, 19. März, im Kunsthaus eröffnenden Ausstellung auch ihre Eindrücke aus ihrem Herkunftsland Kosovo. Großformatige Skulpturen erinnern an UN-Sicherheitsabsperrungen, ein langer Vorhang mit einem himmlischen Farbverlauf deutet an, dass sogar noch die metaphysischen Räume – gerade auf dem Balkan – peinlich genau getrennt werden.