brief des tages
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Sucht das Gesprächmit den Nicht-„Nazis“

„Macht die Räume zu“, taz vom 19. 3. 17In Tübingen gab es massiven Protest am AfD-Stand und einen riesigen Zeitungsartikel. Toll, konnten sich die Protestierer auf die Schulter klopfen. Und die AfD hat einige hundert Stimmen mehr kassiert. Auch die Aktionen in Frankfurt haben den Mini-Verlagen erst die Aufmerksamkeit verschafft, die sie dringend wollen. Und so wird selbst das lächerlichste Elefäntle deutlich größer, als es ist, und alle hören, dass es schreit. Und wenn hier auch noch die Toten des NSU argumentativ missbraucht werden: Hätten sich die Mörder etwa von mehr Demonstrationen abhalten lassen? Die „Nazis“, wer immer das wäre, werden sich die Räume nicht kampflos nehmen lassen. Und dann? Endlich bewaffnete Scharmützel? „Soziale Ächtung“, der vernünftige Kernvorschlag dieser Dumpf-Polemik gegen das Gespräch, gelingt aber nicht mit ein paar tausend Linken (das sah nur in München kurz so aus). Da müssten schon mehr mitmachen, auch und gerade beim Bäcker. Und die gewinnt man eher nicht durch Protest und Geschrei, sondern, eben, durch das so verpönte Gespräch. Mit allen Nicht-„Nazis“. Sven Gormsen, Tübingen