DER SCHAFEVERSTEHER
: Einmal Bukolik

ist vor einer Woche von Norddeich aufgebrochen und rechnet damit, in zwei Wochen mit seinen Schafen wieder in Grethem zu sein. FOTO: DPA

Es ist die kräftige Stimme eines noch jungen Mannes, die da im Telefon tönt: „Stefan Rose –“ Aber nicht nur die. Ein Mäh, und ein Böh, und ein Kläff, und jemand pfeift und jemand ruft. So klingt das Ipweger Moor zwischen Weser und Hunte. Jetzt, wo der Schafzüchter Stefan Rose gerade mit einer Herde von 1.200 Schafen eine dreitägige Rast einlegt. Wohlverdient: Immerhin kommen sie vom ostfriesischen Nordseedeich. Und müssen noch weiter nach Grethem im Aller-Leine-Tal. 300 Kilometer Marsch insgesamt.

„Die Leute halten das immer für eine Demonstration“, sagt Rose. Aber ihm fehle einfach das Geld für den Rücktransport der Schafe. Die Wolle, da sei der Preis seit 2000 von einem Euro pro Kilo auf heute 25 Cent gefallen. Und dann die böse Tante Bürokratie! Als sein Vater die Schafzucht betrieb, sei er in zehn Jahren auf einen Papierstapel gekommen, na, so ungefähr daumendick. Der Sohn bringt es nun auf eineinhalb Ordner. Pro Jahr! „Ich sitze mehr am Schreibtisch als bei den Schafen“, stöhnt Rose, der bereits eine Hilfskraft einstellen musste. Ab dem kommenden Jahr drohen neue EU-Vorschriften, etwa eine neue Ohrmarke für die Schafe mit Elektro-Chip. „Die kosten zehnmal mehr als die Marken jetzt“, die ihn auch schon teuer zu stehen kommen, weil sich die Schafe die Dinger immer wieder herausreißen.

Da denkt der gelernte Wasserbauer – „wie Straßenbau, nur auf dem Wasser“ – schon mal, es sei ein Fehler gewesen, den alten, gut bezahlten Job an den Nagel gehängt zu haben, um seinem Kindheitstraum zu folgen. In den er nun seine Frau hineingezogen hat, und zwei Kinder, von denen eins, siebenjährig, schon seinen eigenen Traum träumt: Die Schafe laufen lassen und einen Ponyhof aufbauen.

Mit Rose nicht zu machen: „Ich habe hier Schafe, die sehen alle echt spitze aus. Und wenn ich dann sehe, wie viele Lämmer sie werfen – das macht schon Spaß“. Noch schöner ist da nur die Wanderung jetzt: Da wird ihm von Leuten am Wegesrand Obst angeboten – oder dass er bei ihnen duschen kann. „Das ist Schäferromantik pur“, findet Rose. MAP