Lars Penning
Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
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Ein Klassiker des japanischen Animes ist Hiroyuki Okiuras nach einem Drehbuch von Mamoru Oshii entstandenes Science-Fiction-Drama „Jin-Roh“(1999), das Terrorismus, die Geschichte einer hochkomplizierten Intrige zwischen rivalisierenden Polizeieinheiten und das Märchen vom Rotkäppchen auf intelligente Weise miteinander verquirlt. Dabei entwirft der weitgehend handgezeichnete Film das Bild einer düsteren modernen Großstadt mit außergewöhnlichen Schauplätzen: von der Kanalisation (man bediente sich freizügig beim „Dritten Mann“), über ein Naturkundemuseum bei Nacht bis zum Rummelplatz auf dem Dach eines Wolkenkratzers. Auf den Straßen befindet sich alles in Bewegung: Menschenmassen und S-Bahnen durcheilen die Stadt, Lichtreflexe tanzen im Regen, und die Spiegelungen der Hauptfiguren in den Scheiben der Straßenbahn erzittern bei Erschütterungen (17. 5., 21.30 Uhr & 19. 5., 20 Uhr, OmU, Babylon Mitte).

So ist das mit der Bourgeoisie: Besonders empörend an der gerade ausgebrochenen Revolution finden die Eltern des jungen Archibaldo, dass die abendliche Theatervorstellung nun vermutlich ausfällt. Typisch für einen Film von Luis Buñuel, dem das Babylon-Kino in Mitte ab 21. Mai eine Retrospektive widmet: Archibaldo entwickelt alsbald nicht nur ein recht ungutes Interesse an fetischistischer Erotik, sondern auch an Mord und Totschlag. Er wird zum Triebtäter, dem allerdings das Pech an den Hacken klebt: Immer wenn er seine mörderischen Fantasien in die Tat umsetzten will, kommt ihm jemand zuvor. „Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz“ findet nur in seiner Fantasie statt (23 .5., 17.45 Uhr, OmeU, Babylon Mitte).

In den „Batman“-Filmen von Christopher Nolan war der Rächer im Fledermauskostüm ja eigentlich nur noch am Grübeln, während Tim Burton in „Batman“ (1988) und „Batman Returns“ (1991) mehr Sinn für Unterhaltungswert bewies: Seine Filme sind eklektizistische Spektakel, die mit ihren grafischen Actionszenen die eigene Künstlichkeit permanent ausstellen. Düster sind die makabren Konfrontationen zwischen reichlich zwangsneurotischen Figuren dabei auch, schließlich wurde Batman bereits 1939 von dem Zeichner Bob Kane und dem Autor Bill Finger als dunkles Gegenstück zu Superman erfunden. Er ist also eine eher gebrochene Figur, deren Erlebnisse mit größenwahnsinnigen Kriminellen gut in eine von Krieg und Faschismus beherrschte Zeit passte („Batman“, OF, 18. 5., 19.45 Uhr & 20. 5., 14.30 Uhr, „Batman Returns“, OF, 18. 5., 22.15 Uhr & 20. 5., 17 Uhr & 23. 5. 19.30 Uhr, Filmrauschpalast).