„Schlimmer als eingesperrt“

Teeparty Lesung und Kunst vom „Irrturm“-Team im Rahmen des Inklusionsprojekts „Türen öffnen“

■ 53, arbeitet seit anderthalb Jahren als Autorin, Übersetzerin, Malerin und Layouterin beim „Irrturm“.

taz: Frau Wouters, die aktuelle Ausgabe des „Irrturm“ ist 2011 erschienen – wann kommt denn endlich die neue?

Silke Wouters: Im nächsten Monat, und sie wird „Aus der Reihe tanzen“ heißen. Einen kleinen Vorgeschmack werden wir morgen vorlesen, aber auch andere Texte, die sich speziell mit dem Thema „Inklusion“ beschäftigen.

Sie haben selbst Psychiatrie-Erfahrung – wie stellen Sie sich die Inklusion von psychisch kranken Menschen vor?

Ich kann da nur für mich selbst sprechen, denn ich kann die Gesellschaft nicht verändern, aber ich kann mich immer wieder vorstellen und zeigen, wer ich bin und was ich kann. Und ich kann auf mich achten und darauf, wie ich auf andere reagiere, wenn ich merke, dass sie etwas tun oder sagen, was mir unangenehm ist.

Wie nimmt die Gesellschaft Sie denn wahr?

Wenn jemand erfährt, dass ich psychische Probleme habe, habe ich oft das Gefühl, er denkt jetzt: „Oh Schreck, oh Graus“. Da halten viele Leute plötzlich Distanz. Ich habe auch Dinge getan, die ein normaler Mensch nicht tun würde, und selbst innerhalb meiner Familie wird mir das bis heute nicht verziehen.

Und welche Psychiatrieerfahrungen haben Sie gemacht?

Ganz schreckliche. Vor allem die Zwangsmaßnahmen, also zum Beispiel fixiert zu werden, das ist schlimmer, als in einem engen Raum eingesperrt zu sein – das treibt einen Menschen erst in den Wahnsinn. Morgen soll’s aber darum gehen, sich in der Gesellschaft näherzukommen und sich kennenzulernen.

Kann eine Ambulantisierung der Psychiatrie dabei helfen?

Ja, natürlich, genau das wollen wir. Interview: SIMONE SCHNASE

17 Uhr, Walle-Center, ehem. Buchhandlung Bacheratz