Windkraftbauer bangen um Jobs

Der Branche geht es schlecht wie noch nie. Gewerkschaft befürchtet den Wegfall von Tausenden Arbeitsplätzen im Norden

Von Sven-Michael Veit

Die Lage in der norddeutschen Windindustrie sei „extrem angespannt“, sagt Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste. Zwei Drittel der Betriebsräte in 32 befragten Unternehmen mit 32.000 Beschäftigten befürchten eine negative Entwicklung. Das ergab eine Umfrage der Agentur für Struktur- und Personalentwicklung im Auftrag der Gewerkschaft, die am Donnerstag in Hamburg vorgestellt wurde.

„Das ist der schlechteste Wert seit Beginn der Befragungen vor vier Jahren“, sagt Geiken. Zwar sei die Auslastung der Betriebe mit 86 Prozent noch zufriedenstellend, aber die Auftragsentwicklung für die folgenden Jahre gehe deutlich zurück, so die Studie. Das habe „dramatische Auswirkungen auf die Beschäftigten“, sagt Geiken.

Seit Anfang 2017 seien bereits mehr als 2.000 Arbeitsplätze verloren gegangen. „Sie spüren den Kostendruck durch die neu eingeführten Ausschreibungen. Durch den Kahlschlag in einigen Unternehmen verliert die Branche wichtiges Know-how und damit ihren Vorteil im internationalen Wettbewerb.“

Der Ausbau der Windenergie ist ins Stocken gekommen, nachdem im Erneuerbare-Energien-Gesetz Ausschreibungen eingeführt wurden, die gleichzeitig gedeckelt sind. Ziel war es, die Kosten zu senken und damit den Anstieg der Strompreise zu stoppen. Das wurde auch erreicht; Strom aus Windkraft ist an vielen Standorten kaum mehr teurer als aus anderen Energiequellen.

Die Hersteller von Windkraftanlagen sehen den deutschen Markt seitdem eher skeptisch und orientieren sich auf die Auslandsmärkte. Werke wie Senvion in Husum, Powerblades in Bremerhaven oder Carbon Rotec in Lemwerder wurden seit vorigem Jahr geschlossen. Diese Tendenz soll sich fortsetzen, bis Jahresende erwarten die Betriebsräte in fast 40 Prozent der Unternehmen einen Personalabbau.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) dürfe sich nicht länger gegen die im Koalitionsvertrag angekündigten Sonderausschreibungen an Land und auf See sperren, fordert Geiken deshalb. Wenn jetzt nicht politisch gegengesteuert werde, würden „Investitionen, Standorte und Arbeitsplätze in der Zukunftsbranche Wind gefährdet“.