Ermittlungen gegen Polizisten

Drei LKA-Beamte müssen sich verantworten, einen Rocker-Mord nicht verhindert zu haben

Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen drei Beamte des Landeskriminalamtes, nachdem der Richter des Prozesses um den Mord an einem Rocker im Jahr 2014 darauf hingewiesen hat, dass LKA-Beamte die Tat billigend in Kauf genommen hätten. Ihnen werde Totschlag durch Unterlassen vorgeworfen, sagte Oberstaatsanwalt Sjors Kamstra am Montag auf einer Pressekonferenz. Im LKA sei bekannt gewesen, dass das spätere Opfer Tahir Ö. im Visier der Hells Angels gestanden habe. Laut Kamstra sei das Opfer nicht gewarnt worden, und es habe keinen Plan zur Gefahrenabwehr gegeben.

Das Motiv der Beamten war anscheinend, dass sie den damaligen Berliner Hells-Angels-Chef, der jetzt als Auftraggeber des Mordes vor Gericht steht, überführen wollten. Kamstra betonte, Personenschutz gehe jedoch immer vor Ermittlungserfolg. Nebenklageanwalt Mehmet Daimagüler, der die Eltern des Opfers vertritt, hat 19 Polizisten namentlich benannt, die von dem Plan, Ö. zu töten, gewusst haben sollen. Am 10. Januar 2014 waren 13 Rocker in ein Reinickendorfer Wettbüro gestürmt, einer von ihnen gab die tödlichen Schüsse ab.

Die Polizei erklärte: „Die Schwere des erhobenen Verdachts hat uns schwer getroffen.“ Sie wolle die Ermittlungen unterstützen. Den Beamten wird bis auf Weiteres die Führung der Dienstwaffe verboten. Zudem werden Disziplinarverfahren eingeleitet, sofern dies nicht bereits 2014 geschehen ist. Die FDP kritisierte, an vielen Stellen des Landeskriminalamtes funktioniere die Kommunikation nicht. Dafür sei der LKA-Chef verantwortlich. (epe, dpa)