Linkspartei distanziert sich von „Aufstehen“

Der Vorstand kritisiert die Sammlungsbewegung von Fraktionschefin Wagenknecht. Sie sei kein Projekt der Partei und vertrage sich nicht mit deren demokratischen Grundsätzen

Eisige Stimmung auf dem Linken-­Parteitag im Juni zwischen Fraktions­chefin Sahra Wagenknecht und den Parteivorsitzenden Bernd Riexinger und Katja Kipping Foto: Britta Pedersen/dpa/picture alliance

Von Anna Lehmann

Mit deutlichen Worten hat sich der Parteivorstand der Linkspartei von der Sammlungsbewegung Sahra Wagenknechts distanziert. „Die Initiative ‚Aufstehen‘ ist kein Projekt der Partei Die Linke, sondern ein Projekt von Sahra Wagenknecht, Oskar Lafontaine und weiteren Einzelpersonen“, heißt es in einem Beschluss des Parteivorstands vom Samstag, der der taz vorliegt. „Diese Initiative, ihre Ziele und Implikationen wurden zu keinem Zeitpunkt in den Gremien der Partei zur Diskussion gestellt. Dies entspricht nicht unserem Verständnis von einer demokratischen Mitgliederpartei “, heißt es weiter.

Nach Informationen der taz haben 22 von 32 anwesenden Mitgliedern des 44-köpfigen Parteivorstands für den Beschluss gestimmt, 8 dagegen und 2 enthielten sich.

Sahra Wagenknecht ist gemeinsam mit Dietmar Bartsch seit 2015 Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag. Am Dienstag stellte sie ihre überparteiliche Sammlungsbewegung „Aufstehen“ in der Bundespressekonferenz vor. Die Bewegung will die Demokratie retten und für Frieden und soziale Gerechtigkeit streiten. Dem Gründungsaufruf, der maßgeblich von Wagenknecht und ihrem Ehemann Oskar Lafontaine initiiert worden war, schlossen sich auch einige Politiker von SPD und Grünen sowie Künstler, Intellektuelle und Gewerkschafter an.

Bei der Vorstellung kritisierte Wagenknecht sowohl Grüne und SPD als auch ihre eigene Partei als Parteien, die sich das Label „links“ auf die Fahnen hefteten und die Chance auf ein rot-rot-grünes Bündnis liegen gelassen hätten. „Aufstehen“ als überparteiliche Bewegung wolle auch Druck auf Parteien ausüben und Veränderungen herbeiführen.

„Irritierend ist das in Artikeln und Interviews (…) geäußerte Ziel, über ‚Aufstehen‘ die eigene Partei umzukrempeln“, ärgert sich der Parteivorstand in seinem Beschluss. Gleichzeitig senden die Vorstandsmitglieder eine unverhohlene Warnung an die Fraktionsvorsitzende und ihren Kreis aus. „Wir gehen davon aus, dass all jene Genossinnen und Genossen, die in ‚Aufstehen‘ mitarbeiten wollen, in ihrem Engagement (…) die Interessen und Beschlüsse unserer Partei vertreten“, heißt es. Das zielt insbesondere auf Wagenknechts Kurs in der Flüchtlingspolitik. Die Politik der offenen Grenzen, die die Linkspartei qua Programm vertritt, hält sie für verfehlt. Mehrfach hat sie sich dafür ausgesprochen, Einwanderung, die aus wirtschaftlichen Motiven erfolgt, zu begrenzen. In einem Gastbeitrag für die Zeit, den sie als Gründerin von „Aufstehen“ verfasst hat, betonte Wagenknecht, ein „Flüchtling“ sei eben auch Konkurrent um die knappen Ressourcen am unteren Ende der Gesellschaft.

Der Parteivorstand hält in seinem Beschluss dagegen: „Wir stellen die Verteilungsfrage und fordern eine soziale Alternative, statt dem Argument der Konkurrenz nachzugeben.“ Welche Konsequenzen den Genossen vorschweben, sollte sich Wagenknecht nicht an die Linie halten, haben sie nicht ausgeführt.