Wahrer politischer Glamour

Die Obamas als Hit der National Portrait Gallery

Von Brigitte Werneburg

Schade, dass die Kanzlerporträts bei uns im Kanzleramt hängen. Also der Öffentlichkeit nicht besonders zugänglich sind. Wie viele Besucher zöge wohl Angela Merkels Porträt an, wenn es erst dort hängt? Im Vergleich zu ihrem Vorgänger Gerhard Schröder? Der ließ sich natürlich von seinem Lieblingsmaler Jörg Immendorf porträtieren, der seinen Freund Gerd dann doch in Gold malte. Was Merkel zu der tollen Bemerkung verleitete, die Wirkung des Bilds sei doch wohl „lichtmäßig sehr scheinwerferabhängig“.

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben eine National Portrait Gallery, in der das Staatsvolk die Abbilder seiner gewählten Repräsentanten ganz unproblematisch aufsuchen kann. In Washington sind nun die zwei Neuzugänge, nämlich Kehinde Wileys Porträt von Barack Obama und Amy Sheralds Bild von Michelle Obama, die ganz großen Publikumshits, wie das Museum am Dienstag bekannt gab.

Nachdem die Bilder im Februar gehängt wurden, erhöhte sich das Besucheraufkommen um 300 Prozent. Die Zahlen schnellten von rund 16.000 auf 50.000 Besucher am dritten Wochenende im Februar, dem President’s Day, hoch. Im März musste das Museum dann für das Porträt von Michelle Obama einen größeren Raum frei machen, um genügend Platz für den Besucherandrang zu haben.

Erstmals in der Geschichte der USA war der Auftrag für diese offiziellen Porträts an zwei afroamerikanische Künstler vergeben worden. Beide sind Stars der Kunstszene, vor allem Kehinde Wiley ist in bei den afroamerikanischen Vertretern der Unterhaltungsindustrie sehr beliebt. Analog sollte sich Angela Merkel von einem der Stars aus Judy Lybkes Galerie Eigen + Art malen lassen. Nein, nicht Neo Rauch, es muss dann schon Martin Eder sein.